Mo. 19. März 1990


Der Rechtsanwalt des ehemaligen Politbüromitglieds Günter Mittag hat am Montag für Mandanten Haftentlassung und die vorläufige Einstellung des Ermittlungsverfahrens beantragt. Dr. Günter Ullmann begründete in einem Schreiben an den Generalstaatsanwalt der DDR seinen Antrag mit dem Gesundheitszustand von Mittag. Dieser habe sich weiter verschlechtert und lasse ein weitere Einschränkung der Haftfähigkeit erwarten. Das geht aus einem dem ADN übermittelten Schreiben des Rechtsanwaltes hervor. Mittag befindet sich seit Anfang Dezember in Untersuchungshaft, er wird im Haftkrankenhaus betreut.
(Neues Deutschland, Mi. 21.03.1990)

Der hessischen SPD liegen nach Angaben ihres parlamentarischen Geschäftsführers im Landtag, Karl Starzacher, Informationen vor, wonach der Generalsekretär der DDR-CDU, Martin Kirchner, bis Anfang 1990 Stasi-Mitarbeiter gewesen sein soll, schreibt gestern die "Frankfurter Rundschau". Wie Starzacher gegenüber der Zeitung sagte, sei ihm am Wochenende bekannt geworden, dass bereits vor mehreren Wochen ein bis heute in "Obhut" bundesdeutscher Geheimdienste befindlicher Stasi-Überläufer ausgesagt habe, Kirchner habe auf der Gehaltsliste des Staatssicherheitsdienstes gestanden.
(Berliner Zeitung, Di. 20.03.1990)

Das "AK-Mittagsmagazin" geht auf Sendung.

Mit einer Startauflage vom 40 000 und zu einem Stückpreis von 4 Mark erscheint die erste Nummer des Stadtmagazins LEO in Leipzig.

Die DGB-Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen eröffnet ein Büro in Karl-Marx-Stadt.

Kürzlich wurde in Storkow der "Klub der Großen e. V." gegründet.

In einem Streitgespräch im "Spiegel" sagt Markus Meckel (SPD):

"Ich denke, die Zeit zur deutschen Einheit ist schon herangereift. Wir haben jetzt die Aufgabe, diese Einheit in entsprechenden Schritten zu gestalten. Und dabei ist es das Interesse von DDR-Bürgern, die mehr als 40 Jahre betrogen worden sind, sich nicht noch einmal, zum Beispiel in der Eigentumsfrage, übers Ohr hauen zu lassen. Im übrigen denke ich, wir, die Oppositionellen, die sich untereinander kannten, haben durchaus eine Identität, die durch das Gegenüber bestimmt ist, anders als die Leute, die sich anpassten oder in private Nischen zurückzogen. Die hatten durch den Fernseher die Bundesrepublik erlebt. Da ist ihre Perspektive."

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