Fr. 25. August 1989


Auf dem Gelände der bundesdeutschen Botschaft in Prag werden sechs Zelte zur Aufnahme von Flüchtlingen aus der DDR aufgestellt. Eines davon dient als Schulzelt. Später werden auch hier Flüchtlinge untergebracht. Außerdem werden zusätzliche Sanitäre Anlagen installiert.

Der ungarische Ministerpräsident Niklós Németh und Außenminister Gyula Horn treffen sich mit Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Hans-Dietrich Genscher im Schloss Gymnich. Sie teilen die bevorstehende Grenzöffnung mit, ohne ein Datum zu nennen. Von bundesdeutscher Seite wird Hilfe zugesagt, sollten von sowjetischer Seite Sanktionen erfolgen.

Beide berichteten von der drohenden Spaltung der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei (USAP). Sollte sich links von der USAP eine kommunistische Partei gründen, könnte es für die USAP eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung geben, vermuten sie.

Bei vier bis fünf deutschen Banken hat Ungarn je 400-500 Mio. Schulden. Es gibt Überlegungen, ob nicht deutsche Unternehmen in Ungarn Unternehmen kaufen könnten und den Kaufpreis gleich zur Schuldenbegleichung zu den Banken transferieren könnten.

Bundesaußenminister Genscher bittet um eine Liste von Unternehmen, die in Frage kommen.

Niklós Németh erwähnt, die Regierung Károly Grósz hat zum 01.01.1988 den Weltpass für alle Ungarn eingeführt. Damit verbunden ist es jedem Ungarn gestattet alle drei Jahre bis zu 350 US-Dollar umzutauschen. Dies machen aber nicht nur diejenigen die reisen, sondern auch die, die dableiben. Die Auswirkungen wurden damals nicht übersehen. Nehme er die Regelung zurück, werde er gestürzt, prophezeit Németh.

Helmut Kohl meint, jede Reform in der DDR werde Erich Honecker sein Amt kosten.

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