Ächtet das Ceauşescu-Regime!

Aufruf zu einem europäischen "Aktionstag Rumänien" am 15. November

DOKUMENTATION

"Es ist uns gleich, ob wir erfrieren oder ob wir erschossen werden." Am 15. November 1988 ist es ein Jahr her, dass Arbeiter in Brasov (Kronstadt) auf die Straße gingen. Sie protestierten gegen Hunger, Kälte, Repression und Personenkult.

Ceauşescu, der sich "Conducator" (Führer) nennen lässt, führt seit Jahren Krieg gegen das eigene Volk.

In einer neuen Zerstörungswelle ist begonnen worden, weitere 8 000 Dörfer einzuebnen und ihre Bewohner zu kasernieren.

Die Ceauşescu-Regierung beraubt die Menschen ihres Kulturraumes und treibt das Land in ökologische Katastrophen.

Der staatlich verordnete Gebärzwang ist ein weiteres Beispiel für die Missachtung jeglicher Menschenwürde.

All dies geschieht mitten in Europa. Die meisten europäischen Regierungen und Politiker sehen unbeteiligt zu.

Wir rufen zu einem Aktionstag Rumänien in Ost und West auf!

Durch Demonstrationen, Informationsveranstaltungen, Appelle an die jeweiligen Regierungen, Proteste bei den rumänischen Botschaften, Unterschriftensammlungen etc. soll eine größere öffentliche Aufmerksamkeit für die Lage der Menschen in Rumänien erzielt werden.

Wir fordern die völkerrechtliche Ächtung des Ceauşescu-Regimes!

Gert Bastian, Wolf Biermann, Leszek Budrewicz, Daniel Cohn-Bendit, György Dalos, Hertha Däubler-Gmelin, Lothar Herbst, Virgil Ierunca, Eugene Ionesco, Gelu Ionescu, Rodica Iulian, Petra Kelly, Freya Klier, Hans-Ulrich Klose, Pavel Kohout, György Konrad, Thomaz Mastnak, Jan Minkiewicz, Zdenek Mlynar, Hertha Müller, Jiri Pelikan, Uta Ranke-Heinemann, Rüdiger Rosenthal, Otto Schily, Lotte Templin, Richard Wagner

aus: taz Nr. 2623 vom 29.09.1988