DDR 1989/90Brandenburger Tor

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Gegen eine Vereinnahmung der DDR durch die BRD und das bewusste Anheizen nationalistischer Gefühle durch die Bundesregierung haben sich am Wochenende 30 prominente Persönlichkeiten der Bundesrepublik gewandt.

In einem ADN in Bonn übermittelten Aufruf "Für Euer Land, für unser Land" unterstützen Gewerkschaftsführer, Kommunalpolitiker, Schriftsteller, Wissenschaftler und Theologen aus dem Umfeld des "Komitees für Grundrechte und Demokratie" in der BRD die von DDR-Persönlichkeiten verabschiedete Erklärung für eine eigenständige Entwicklung der DDR mit einem eigenen Aufruf.

Der von Bundeskanzler Kohl vorgelegte Zehn-Punkte-Plan wird darin als nationalistisch abgelehnt, weil er auch für Reformbemühungen der sozialen Bewegungen in der BRD einen schweren Rückschlag bedeute. Eine Vereinigung beider Staaten würde Deutschland zur europäischen Vormacht werden lassen. "Damit würde nicht nur Euer Versuch, einen Weg sozialistischer Demokratie aus der Krise Eurer Gesellschaft zu finden verschüttet."

Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin (West) Pastor Heinrich Albertz, die Schriftsteller Luise Rinser und Dieter Lattmann, die Wissenschaftler Prof. Ossip Flechtheim und Prof. Robert Jungk, die Theologen Prof. Dorothee Sölle und Prof. Helmut Gollwitzer sowie der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht Prof. Martin Hirsch.

Berliner Zeitung, Mo. 04.12.1989, Jahrgang 45, Ausgabe 285