Demokratie Jetzt

"Demokratie Jetzt" (DJ) tritt als Bürgerinitiative für eine demokratischere Gesellschaft ein. Sie hat ihre Wurzeln in einer Bewegung "gegen Geist und Praxis der Abgrenzung", die sich innerhalb der evangelischen Kirche bildete. Schon als es noch nicht Mode war, forderten wir: Trennung von Staat und Partei(en) bzw. Ideologien, freie und geheime Wahlen, ein neues Mediengesetz, Rechts- und Bildungsreformen, unabhängige Gewerkschaften, Reisefreiheit nach den KSZE-Beschlüssen. Heute vertritt das sogar die SED. Ohne kräftige Anstöße des Volkes wäre das nicht geschehen. DJ trug zum Aufruf zur Volksabstimmung über den Führungsanspruch der SED bei und unterbreitete den Vorschlag des "Runden Tisches" auch für die Opposition.

DJ will nicht als Partei, sondern als Bürgerinitiative arbeiten. Wir werden uns nicht zur Wahl stellen. Unbelastet vom Zwang zum Programm bzw. werben um Wählergunst, wollen wir die Veränderungen begleiten, uns eine Meinung bilden (z.B. zur Deutschlandfrage, zu Wirtschaftskonzeptionen, zu demokratischen Strukturen), sie auch sagen und Nötiges tun. Dringend ist die Auflösung des Amtes für Nationale (Un)sicherheit, Offenlegung aller Parteienfinanzen. Darüber hinaus wollen wir zusammengehen mit allen neuen Kräften, die demokratische Ziele haben. Mit dem "Demokratischen Aufbruch" (DA) haben wir bereits ein Bündnis, werden ihn als künftige Partei unterstützen.

Erste Schritte zu einer "Wahlkoalition" sind schon getan: Demonstrationen werden gemeinsam vom Neuen Forum, der SDP, dem DA und DJ getragen; wir arbeiten im "Bürgerkomitee" und anderen Kommissionen zusammen; "Die Andere Zeitung" - Mitteilungsblatt der Opposition - wird gemeinsam verantwortet. Eine neue Gesellschaft braucht neue - nicht nur "erneuerte" Kräfte, um den stalinistischen Ungeist zu überwinden, an dem unser Land krankt. Auch Ihre Kraft, Ihre Fantasie werden gebraucht! Wenn Sie Näheres wissen wollen, wenden Sie sich an Dietmar Andrae, (...) Magdeburg, 3080.

aus: MZ am Wochenende, Nr. 50, 14.12.1989, Herausgeber: Stadtleitung Magdeburg der SED und Stadtausschuss der Nationalen Front