Die Maske ist gefallen

Lange haben wir geschwiegen und dem Treiben der CSU Ost zugesehen. Nun können wir es nicht länger verantworten, unsere Bevölkerung über die Hintergründe diese Partei nicht zu informieren. Eine der Hauptsäulen der Deutschen Sozialen Union stellt die ehemalige CSU Thüringen dar. Nach intensiven und mehrfachen Verhandlungen mit der bayerischen CSU wurden wir von ihrem Vorsitzenden, Dr. Theo Waigel, Finanzminister der Bundesrepublik, eindringlich gebeten, nicht den Namen CSU zu verwenden, weil dieser Name im Statut dieser Partei nur für Bayern zugelassen ist. Außerdem bat uns die Spitze der CSU Bayern, etwas für die Einheit der konservativen Kräfte in der DDR zu tun. Diesen Rat befolgten wir, weil wir eingesehen haben, dass die damalige Zersplitterung der Parteien gegenüber unseren Bürgern unverantwortlich war. So ging die CSU Ost zusammen mit 10 weiteren Parteien in die DSU über. Damit wollten wir unseren Bürgern zeigen, dass wir in der Lage sind, in Verantwortung für Deutschland Hemmendes zu überwinden und Gemeinsames in den Vordergrund zu stellen. Mit diesem Zusammenschluss erfolgte aber auch eine Bereinigung der Partei. So wurde unter anderem beschlossen, dass wir uns von allen Funktionären den SED und der Blockparteien scharf distanzieren. Um die Gefahr einer Unterwanderung von ehemaligem "ehrenamtlichen" Stasi-Mitarbeitern zu verhindern, sollten auch keine Genossen, die nach dem 7. 10. 89 die SED verlassen haben, in unserer Partei ihr politisches Zuhause finden.

Ausgehend von dieser Tatsache spalteten sich Ortsverbände der CSU Ost ab und existierten isoliert weiter. Mit dem Bekenntnis des Herrn Dotterweich, der sich als CSU-Landesvorsitzender Thüringens vorstellte, Ex-SED-Mitglieder ausklammern hieße die gesamte Intelligenz auszusperren, entlarvt der Rechtsanwalt seine Partei selbst. Außerdem greift er mit seiner Formulierung, "die gesamte Intelligenz", all die Wissenschaftler, Ingenieure, Künstler und anderen Angehörigen der Intelligenz direkt an, die trotz enormer Nachteile im persönlichen und beruflichen Leben sich nicht an diese verbrecherische und erpresserische Parteiführung auslieferten bzw. verkauften. Herr Dotterweich sollte sich nicht selbst dadurch zu rechtfertigen suchen, sonderst unumwunden bekennen, dass die CSU Ost selbst ehemaligen Polit-Kadern der NVA Führungsfunktionen und politische Heimat bietet.

An die Mitglieder der CSU Ost richten wir den Appell, zu überlegen, ob sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren können, weiter in dieser Partei zu bleiben. Leute, die von dunkelrot nach Schwarz wechseln, sind für um mehr als fragwürdig. Inzwischen hat der CSU-Vorstand Bayern an alle Kreisverbände den Appell gerichtet, die CSU OST in keiner Weise zu unterstützen. Das bedeutet, dass die CSU Bayern mit Sicherheit nach der Einheit Deutschlands Schritte gegen diese Leute einleiten wird, die auf Wählerfang gehen und einen großen Namen missbrauchen. Der Wähler sollte sich nicht täuschen lassen, sondern fragen, welche Leute mit welchem Hintergrund auftreten. Einzig und allein die DSU ist die offizielle Schwesterpartei der CSU Bayern. Wir sind in der Allianz für Deutschland mit dem DA und der neuen CDU der DDR vereint. Wählen sie DSU und nicht den Wolf im Schafspelz!

DSU-Landesvorstand Thüringen

aus: Freies Wort, Nr. 57, 08.03.1990, 39. Jahrgang, Unabhängige Tageszeitung für Südthüringen

 

40 Jahre nichts begriffen

Die im Artikel des Landesvorstandes der DSU vorgetragene zusammenhanglose politische Bettelstippe enthebt mich aller Rücksicht darauf, ein nennenswertes Wort zu verlieren. Dennoch scheint es nicht unangebracht, etwas Prinzipielles anzumerken:

1. Die Nullität der Aussagen der DSU belegen auf exemplarische Art und Weise, dass man besten alten SED-Methoden frönt, politisch Andendenkende zu verunglimpfen und deren politische Existenzberechtigung zu bestreiten.

2. Die CSU lehnt es ab, ganze Bevölkerungskreise aus der politischen Willensbildung auszuschließen und hält die Manier, mit der die DSU vorgeht, für eine ausgesprochene politische Dummheit, da man so viele Menschen ins andere Lager treibt.

3. Der DSU mangelt es offensichtlich an politischer Substanz, denn eine eigene Meinung lassen führende Repräsentanten vermissen.

4. In der CSU gibt es keinen Kreisvorsitzenden, der kurz vor seiner Wahl noch SED-Mitglied war.

5. Auf derselben Seite lässt die DSU ihre Unfähigkeit erkennen, wie sie mit ehemaligen SED-Mitgliedern verfährt.

6. Die CSU - Thüringen verwehrt sich auf das Entschiedenste, dass der Name des Demokraten Dr. Theo Waigel in einem derartigen politischen Elaborat genannt wird.

7. Im April findet der Parteitag der CSU - Thüringen statt, wozu auch Gäste aus Bayern kommen.

8. In unserem weiteren Verhältnis zur DSU lassen wir uns von der alten arabischen Lebensweisheit leiten: "Die Karawane zieht ihren Weg - die Hunde bellen."

PS: Übrigens ist nur die Null vom Standpunkt der Mathematik aus eine Größe

N. Dotterweich

aus: Freies Wort, Nr. 60, 12.03.1990, 39. Jahrgang, Unabhängige Tageszeitung für Südthüringen

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