Dringend!

Wir, die AG "Ausländische Mitbürgerinnen" von "Demokratie Jetzt" und der "Initiative für Frieden und Menschenrechte" möchten Euch auf ein Problem aufmerksam machen und Euch um Eure Unterstützung bitten. Wie Ihr alle wisst, hat sich die Situation der Ausländerinnen, besonders derjenigen, die über Regierungsabkommen als Arbeitskräfte in unser Land geholt wurden, drastisch verschlechtert. Es handelt sich dabei vorwiegend um vietnamesische, mosambikanische und kubanische BügerInnen. Viele Betriebe machten pleite und versuchen natürlich, zuerst diese Arbeitskräfte loszuwerden. Den ausländischen Arbeiterinnen wird eine Abfindung von 3 000 DM und die Bezahlung des Rückflugs angeboten. In der Heimat aber sind sie, solange sie im Abkommen stehen, unerwünschte Personen und erhalten für diesen Zeitraum generell weder Arbeit noch Arbeitslosenunterstützung.

Zwischen der Regierung der ehemaligen DDR und den Regierungen der betreffenden Länder wurde aber folgendes vereinbart:

Alle ausländischen ArbeiterInnen, die über Regierungsabkommen in unser Land gekommen sind, haben das Recht auf

- eine Aufenthaltserlaubnis,

- eine Arbeitserlaubnis,

- einen Wohnberechtigungsschein,

- eine Arbeitslosenunterstützung

für die Dauer des ursprünglich vereinbarten Zeitraums ihrer Arbeit in unserem Land. Anträge hierfür können bis zum 31. Dezember gestellt werden. Das ist auch so im Einigungsvertrag festgeschrieben.

Unsere ausländischen MitbürgerInnen sind darüber oft nicht informiert, da die meisten Betriebe und staatlichen Behörden an einer solchen Information natürlich kein Interesse haben.

Wir bitten Euch deshalb:

- Geht in die Betriebe oder Wohnheime in Eurer Nähe, in denen Ausländerinnen arbeiten bzw. wohnen und informiert diese über ihre Rechte.

- Verteilt Materialien in ihrer Landessprache, die ihr bei uns anfordern könnt.

Unsere Adresse: Initiative für Frieden und Menschenrechte
AG "Ausländische Mitbürgerinnen"
Haus der Demokratie
Friedrichstraße 165
O-Berlin 1080

Jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr Beratung ausländischer Mitbürger(innen) im Haus der Demokratie/Raum 315.

aus: die andere, Nr. 40, 24.10.1990, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Herausgeber: Klaus Wolfram