VEB Robotron Büromaschinenwerk "Ernst Thälmann" Sömmerda
Im Januar 1990 kam es zum ersten Warnstreik. Er richtete sich hauptsächlich gegen die SED.
Im Februar und März 1990 wurde von den Vertrauensleuten des FDGB, der IG Metall Ost und der IG Metall aus Hessen ein "Sömmerdaer Modell" entwickelt, das auch als Modell für andere Betriebe in der DDR gelten sollte. Es sah vor, das Büromaschinenwerk in eine Aktiengesellschaft zu überführen. 75 % der Anteile sollten die Mitarbeiter halten und die restlichen 25 % sollten auf die Treuhand, Banken, Westkapital übergehen.
Durch eine Klausel war selbst bei Aktienverkauf eine Mehrheit durch die Arbeitnehmer garantiert. Am 14. März 1990 wurde ein Antrag an den Ministerrat der DDR gestellt, den Betrieb nach diesem Konzept umzustrukturieren. In einem Gespräch mit der Betriebsleitung wurde der Antrag am 25. April 1990 von der Treuhand abgelehnt. Mit den Mitarbeitern wurde erst gar nicht gesprochen. Zum 1. Juni 1990 wurde das Werk in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Anteile zu 100 % auf die Treuhand übergingen.
Hatte das Büromaschinenwerk 1989 noch rund 13 000 Beschäftigte, so ging es nach der Einführung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zum 1. Juni 1990 mit der Anzahl der Arbeitsplätze rapide abwärts. Innerhalb eines halben Jahres schieden über 2 500 aus. Alle Konzepte sahen einen weiteren drastischen Personalabbau vor. Gegen den Personalabbau gab es so gut wie keine Proteste. Überwog doch noch die Hoffnung wenigstens noch eine Anzahl von Arbeitsplätzen retten zu können. Als dann im September 1991 die Liquidation und die Kündigung aller zum 31. Dezember 1991 beschlossen wurden, kam es zu Demonstrationen vor dem Werk und der Treuhand in Berlin.