Aufbruch 90

Gewerkschaftskomitee für Selbstbestimmung

Wer ist "Aufbruch 90"?

"Aufbruch 90" ist ein Komitee zur Vorbereitung einer Demonstration der Berliner Gewerkschaftsbasis am 20. Januar 1990, 10 Uhr auf dem Platz der Akademie.

Diesem Komitee gehören u. a. an: Gewerkschaftsvertreter aus dem Kombinat "7. Oktober", Berliner Aufzug- und Fahrtreppenbau, AG Gewerkschaft im Energiekombinat Berlin, der Koordinierungsgruppe zur Bildung einer Gewerkschaft der Volkspolizei, von Fernsehen, ADN, das DEFA-Studios für Dokumentarfilme, der Berliner Buchhandelsgesellschaft, des Kinderbuchverlages, Verlag Volk und Wissen, Verlag Junge Welt, Dewag, Staatliches Filmarchiv, BWF Marzahn, Rundfunk.

Warum diese Demonstration?

Wir sind der Meinung, dass den vielfältigen Forderungen der Mitglieder nach überzeugenden Beweisen eine gewerkschaftlichen Erneuerung von den Grundorganisationen über die IG/Gewerkschaften bis zum Aufbau einer kampffähigen Dachorganisation jetzt Nachdruck verliehen werden muss, das heißt:

- Eine Gewerkschaftsarbeit wieder zu beleben, die von Vertrauen und Solidarität der Mitglieder getragen wird. Dazu müssen die Funktionäre kompromisslos zur Verantwortung gezogen werden, die die Gewerkschaftsarbeit durch Privilegienwirtschaft und Vertrauensmissbrauch gelähmt haben.

- Wir wollen verhindern, dass jemals wieder gewerkschaftliche Strukturen entstehen, die sich gegenüber den Mitgliedern verselbständigen können.

- Die Stellung und Funktion der IG/Gewerkschaften müssen klargestellt werden, was sich nach 45 Jahren Interessengleichschaltung im Dienste des Stalinismus nicht als unkompliziert erweist.

- Es darf kein weiterer Zeitverlust bei der Neubestimmung gewerkschaftlicher Ziele zugelassen werden. Die Warteposition vieler Kollegen bedroht die Existenz von Grundorganisationen.

- Wir sind gegen jegliche Spaltungserscheinungen. Nur starke und vereinte Gewerkschaften können die Interessen der Werktätigen in diesem Lande durchsetzen.

- Wir wollen zur Klärung des Verhältnisses Gewerkschaftsorganisation - Betriebsrat beitragen.

Durch die SED-PDS wird in unverantwortlicher Weise der Schwächung gewerkschaftlicher Positionen durch die Forderung nach der Bildung von Betriebsräten betrieben. Dies offensichtlich in schlichtem Wissensmangel über die spezifischen Funktionen von Betriebsrat und Gewerkschaftsvertretung.

Zu diesen so wie weiteren Problemen und Fragen wollen wir uns mit allen verständigen, denen gewerkschaftliche Interessenvertretung am Herzen liegt.

Besinnung auf die eigene gewerkschaftliche Kraft und Solidarität aller Gewerkschafter wird immer stärker zum Bedürfnis der Mitglieder.

Wir wollen am 20.1.1990 unsere Kräfte vereinen und dafür sorgen, dass die von den IG/Gewerkschaften gewählten Delegierten auf dem außerordentlichen Gewerkschaftskongress Beschlüsse fassen, die die Mitglieder überzeugen und die vielleicht erstmalig in unserem Land wirkliche Interessenvertretung ermöglichen.

Unverzichtbar ist die Erneuerung unserer Gewerkschaften von der Basis.

Wir distanzieren uns von Veröffentlichungen, die sich gegen unseren Aufruf "Aufbruch 90" und unsere Pressemitteilungen richten.

Peter W(...)
im Namen des
Gewerkschaftskomitees
für Selbstbestimmung

aus: National-Zeitung, Nr. 13, 16.01.1990, 43. Jahrgang, Das Blatt der NDPD, Herausgeber: Präsidium des Hauptausschusses der NDPD