Beschluss des Präsidiums des Parteivorstandes [der SED-PDS] vom 13. Januar 1990
I. Zu parteieigenen Betrieben
1. Bei der der Partei zugehörigen Zentrag sind 16 Zeitungsverlage und 26 Druckereien mit ihren Betriebsstätten vereinigt.
Das Präsidium schlägt dem Parteivorstand vor, zur Brechung dieser Konzentration 11 Zeitungsverlage und 21 Druckereien in Volkseigentum überzuführen. Nach Bestätigung durch den Parteivorstand sind mit der Regierung und mit den Belegschaften unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen, die bis 30.6.1990 abgeschlossen werden sollten.
Der Prozess des Übergangs ist so zu gestalten, dass die soziale Sicherheit der Mitarbeiter gewährleistet bleibt.
Hinsichtlich der weiteren Betriebe der Zentrag (10 Zeitschriften- und Buchverlage sowie Spezialbetriebe und Bildungsstätten) wird in den nächsten Tagen ein Entscheidungsvorschlag erarbeitet.
2. In den nächsten Tagen wird ebenfalls ein Entscheidungsvorschlag zu den organisationseigenen Buchverlagen der Partei unterbreitet.
3. Die DEWAG-Betriebe und Intertext sollen nach entsprechender Bestätigung durch den Parteivorstand in Volkseigentum übergeführt werden. Dafür gelten die gleichen Grundsätze wie sie unter 1 dargestellt wurden.
4. Der rechtliche Status des Bau- und. Reparaturbetriebes Fundament bleibt erhalten.
5. Das Präsidium musste zur Kenntnis nehmen, dass sich die Genex-GmbH im Eigentum der Partei befindet. Ein gewisses Maß an Verständnis ist nur dadurch aufzubringen, dass aus den finanziellen Erträgen dieser Firma im wesentlichen solidarische Unterstützung für fortschrittliche Bewegungen in der Welt geleistet wurde.
Im Interesse der Reinigung der Partei ist diese Firma unverzüglich in Volkseigentum überzuführen.
II. Zu zentral verwalteten Gästehäusern und Erholungsheimen
1. Insgesamt wurden durch das ehemalige Zentralkomitee 37 Erholungsheime und Gästehäuser mit einer Gesamtkapazität von 1 914 Betten, einschließlich Aufbettungen, zentral verwaltet. Dabei handelt es sich entweder um Eigentum der Partei oder um in Rechtsträgerschaft übernommene Grundstücke und Objekte.
Nach den gültigen Rechtsvorschriften konnte die Übernahme von den in Rechtsträgerschaft stehenden Objekten entgeltlich oder unentgeltlich erfolgen.
Unabhängig davon, dass dies auch für andere Rechtsträger gilt, vertritt das Präsidium die Auffassung, dass die unentgeltliche Übernahme ethisch schon deshalb nicht gerechtfertigt ist, weil durch die frühere Alleinherrschaft der Partei ein Missbrauch dieser Rechtsvorschriften nicht auszuschließen ist. Dabei ist es auch unerheblich, dass nach der Übernahme in diesen Objekten zum Teil erheblich investiert wurde. Dem Parteivorstand wird deshalb vorgeschlagen, nur solche Objekte zu behalten, die eindeutig rechtmäßig mit finanziellen Mitteln der Partei erworben oder errichtet wurden.
2. Bei folgenden Objekten ist die Art und Weise der Übernahme nicht mehr zu klären bzw. steht fest, dass die Übernahme hinsichtlich der ursprünglich vorhandenen Gebäude kostenlos erfolgte:
Erholungsheim "Wilhelm Pieck" I und II Heringsdorf, Wochenendheim Berlin-Wendenschloß, Luisenthal, Rautenkranz, "Haus am Waldesrand" Oberhof, "Soja Kosmodenuanskaja" Ahlbeck, "Rosa Luxemburg" Drei-Annen-Hohne, "Fritz Behn" Heringsdorf, "Voigtland" Wernitzgrün, "August Bebel" Altenhof, "Karl Liebknecht" Üdersee, "Frieden" Senzig, "Albin Köbis" Heringsdorf, "Haus am Hügel" Hiddensee, "Bergring" Teterow, "Waldhaus" Woltersdorf,
Gästehäuser "Palais Unter den Linden" Berlin, Bad Saarow, "Spreeheim" Berlin, "Wilhelm Pieck" Berlin-Kaulsdorf, Birkenwerder, Schildow. Diese Objekte mit einer Gesamtbettenkapazität von 1033 Plätzen sollten in die Rechtsträgerschaft der Regierung zur weiteren Verwendung übertragen werden. Die Übergabebedingungen sind im einzelnen festzulegen. Dabei ist vor allem die soziale Sicherheit der in den Objekten Beschäftigten zu sichern. Die Übergabe ist unverzüglich nach Bestätigung durch den Parteivorstand einzuleiten.
3. Durch den Parteivorstand würden dadurch künftig nur noch 15 Objekte mit einer Kapazität von 881 Betten verwaltet werden. Wird die bereits bestehende Vereinbarung hinsichtlich des ehemaligen Erholungsheimes "Baabe" (inzwischen "Cliff"-Hotel) beachtet, reduziert sich die Bettenkapazität auf 665 Plätze. Diese verbleibenden Plätze sollten für Mitglieder der Partei, für ausländische Gäste und Touristen genutzt werden. Zusätzlich ist mit den örtlichen Räten und den gesellschaftlichen Kräften über eine sinnvolle Einbeziehung dieser Objekte in die Lösung territorialer Aufgaben zu beraten.
4. Den Bezirksvorständen der Partei wird empfohlen, hinsichtlich ihrer Erholungsheime und Gästehäuser nach gleichen Grundsätzen zu verfahren, soweit dies nicht schon geschehen ist.
(Neues Deutschland, Mo. 15.01.1990)
Das Präsidium des Parteivorstandes hat auf Antrag des Bezirksvorstandes Frankfurt (Oder) der SED-PDS beschlossen, das Gebäude der Bezirksparteischule zum Verkauf freizugeben. Er hat so zu erfolgen, dass im Interesse der Stadt die Hotelkapazitäten und die gastronomische Versorgung erweitert werden. Von dem Verkaufserlös sind die in früheren Jahren gewahrten staatlichen Zuschüsse an den Haushalt der Stadt bzw. des Rates des Bezirkes zurückzuerstatten. Die soziale Sicherstellung der bisherigen Mitarbeiter ist zu gewährleisten.
(Berliner Zeitung, Sa. 13.01.1990)