Mit dem Auftrag des neu gegründeten Landesverbandes Thüringen an das CDU-Präsidium, die Regierung Modrow zu verlassen, schloss am Sonnabend in Weimar der Gründungsparteitag der CDU für das Land Thüringen. Die Volkskammerfraktion wurde aufgefordert, zur parlamentarischen Opposition überzugehen.
CDU-Generalsekretär Martin Kirchner fand stürmischen Beifall, als er sich gegen den Beschluss des CDU-Präsidiums vom Vortage wandte, in der Regierung Modrow zu verbleiben.
Die CDU der BRD hat die weitere Zusammenarbeit mit der Partei in Frage gestellt. CDU-Generalsekretär Volker Rühe erklärte, mit dem Präsidiumsbeschluss habe sich die Ost-CDU ins politische Abseits manövriert.
Während auch CSU-Chef Theo Waigel den Beschluss kritisierte, warnten die CDU-Politiker Heiner Geißler und Eberhard Diepgen vor übereilten Schritten.
(Junge Welt, Mo. 22.01.1990)
Weimar. ADN Mit dem Auftrag des neu gegründeten Landesverbandes Thüringen an das CDU-Präsidium, die Regierung Modrow zu verlassen, schloss am Sonnabend in Weimar der Gründungsparteitag der CDU für das Land Thüringen.
Die Volkskammerfraktion wurde aufgefordert, zur parlamentarischen Opposition überzugehen. Zuvor hatten die 220 Delegierten mit großer Stimmenmehrheit den stellvertretenden Direktor der Wartburg-Stiftung Uwe Ehrich zum 1. Landesvorsitzenden der CDU gewählt.
Wie CDU-Generalsekretär Martin Kirchner erklärte, werde noch vor dem für Anfang März nach Berlin einberufenen Ordentlichen Parteitag der CDU die Wiederherstellung der Landesverbände in der gesamten DDR erfolgen. Er fand stürmischen Beifall, als er sich gegen den Beschluss des CDU-Präsidiums vom Vortage wandte, in der Regierung Modrow zu verbleiben. Er bleibe dabei, dass CDU und SED-PDS zueinander stünden wie Feuer und Wasser. Eine Regierung könne jetzt nur Krisenmanagement betreiben, sei aber nicht legitimiert, über den 6. Mai hinausgreifende Entscheidungen zu treffen, wie es die jetzige Regierung Modrow nach seinen Worten versuche. Die CDU habe in die Opposition zu gehen. Für den Fall, dass das Präsidium sich erneut für ein weiteres Verbleiben in der Regierung entscheide, schloss der erst im Dezember zum Generalsekretär gewählte Martin Kirchner seinen Rücktritt nicht aus.
(Berliner Zeitung, Mo. 22.01.1990)
Der Landesverband umfasst die Bezirksverbände Erfurt, Gera und Suhl.
Die Entscheidung des CDU-Präsidiums, in der Koalitionsregierung zu bleiben, ist klar und demokratisch zustande gekommen, erklärte CDU-Generalsekretär Martin Kirchner im Blick auf Pressemeldungen, er habe "an der Art" etwas auszusetzen.
"Das Verfahren war völlig in Ordnung", betonte er, wenn ihn auch das Ergebnis "nach wie vor beschwere". Dies sei seine persönliche Ansicht, unbeschadet der Tatsache, dass er die Mehrheitsentscheidung mittrage.
Das Votum des Thüringer Landesverbandes und die jüngsten Entwicklungen bei der SED-PDS würden bestimmt das CDU-Präsidium zwingen, sich bald erneut mit der Problematik zu befassen, eine Einberufung sei noch nicht erfolgt.
Im Blick auf den Gründungsparteitag der DSU in Leipzig beklagte er einen "gewissen Ausfall an politischer Nüchternheit". Denn ein Wahlsieg der konservativen christlich-demokratischen Parteien und Bewegungen könne nur gemeinsam, "ohne jede Ausgrenzung" erreicht werden. Es werde nicht ohne die CDU in der DDR gehen.
(Neue Zeit, Mo. 22.01.1990)