Allianz für Deutschland: Tumultartig gestaltet sich eine Großkundgebung in Rostock mit Bundeskanzler Kohl. Zwischen begeisterten "Helmut, Helmut"-Rufen und einen konträren Dauerpfeifkonzert forderte Kohl vor etwa 130 000 Bürgern, alle "kommunistischen Bonzen" abzuwählen. Er versicherte, dass sich vor dem vereinten Deutschland kein Nachbar bedroht fühlen muss. Nach den Worten des Kanzlers stehen mehr als 3 000 große und kleine Unternehmen bereit, um nach dem 18. März für eine bessere Zukunft in der DDR beizutragen. Auch würde die BRD solidarisch für die soziale Sicherheit einspringen. Vereinzelt flogen Eier und Kohlköpfe auf die Tribüne. Als Feuerwerkskörper explodierten, rief Kohl der Menge zu, sich nicht vom Pöbel beeindrucken zu lassen.
In Dresden sprach sich Dregger nach der ersten Sitzung des geschäftsführenden Fraktionsvorstandes der CDU/CSU auf dem Territorium der DDR für den Anschluss nach Artikel 23 des Grundgesetzes aus.
SPD: In Wittenberg bekannte sich Walter Momper zu einer baldigen, aber sorgfältig vorbereiteten Einheit, bei der der Lebensstandard der DDR-Bürger nicht absinken dürfe. Der Senat habe allein für 55 000 Um- und Übersiedler 1989 über 300 Millionen Mark ausgegeben. Mit diesen Geldern hätte aber in der DDR viel Gutes geschehen können.
Bund Freier Demokraten: In Dresden forderte Frankreichs Ex-Präsident Giscard d'Estaing die Teilnehmer einer Kundgebung zu einer "dreifachen Revolution" am 18. Man auf: In Ostdeutschland zu einer Revolution der Freiheit, in Deutschland zu einer Revolution der Einheit und in Europa zu einer Revolution der Union der Europäer. Die Vereinigung Deutschlands müsse stufenweise erfolgen.
Bundesaußenminister Genscher stellte in Cottbus vor Tausenden fest, dass die Menschen in der DDR genauso intelligent, fleißig, aktiv und kreativ wie Ihre Landsleute im Waten seien. Man müsse Ihnen die Gelegenheit geben, sich frei zu entfalten. Konsequent sprach eich Genscher für die Abrüstung aus. Der FDP-Vorsitzende Lambsdorff bezeichnete in Wernigerode die Bewahrung des äußeren Friedens in Europa wie in der Welt als größtes Ziel. Ohne das wären Währungsunion und deutsche Einheit sinnlos. In der BRD sei man für jede Hilfe für die DDR bereit. Voraussetzung müsse eine Wirtschaftsreform sein.
PDS: Ein Herz - auch das grüne Thüringens - schlage immer links, sagte Gregor Gysi in Erfurt und erinnerte an die mit den Orten wie Eisenach, Gotha und Erfurt verknüpften Traditionen der deutschen Arbeiterbewegung. Mit minutenlangem Beifall war er in der überfüllten Thüringenhalle, die dennoch nicht alle Zuhörer fassen konnte, begrüßt worden. Polemisch setzte er sich mit "importierten" Wahlrednern und Programmen anderer Parteien sowie Erscheinungen des Sozialabbaus auseinander. Mit der Rolle als Zaungast bei den Wahlen begnüge sich die Partei nicht, sondern wolle eine "fremdbestimmte Zwei-Drittel-Mehrheit für den sofortigen bedingungslosen Anschluss an die BRD" verhindern.
(Berliner Zeitung, Sa. 10.03.1990)
In Wittenberg kandidiert Friedrich Schorlemmer für die SPD.
Auf der Kundgebung in Rostock verteidigt Rainer Eppelmann, Wolfgang Schnur, gegen die erhobenen Stasivorwürfe.
Zur Abwehr von Wurfgeschossen in Richtung Rednertribüne werden Regenschirme eingesetzt.
Helmut Kohl schreibt in seinen Erinnerungen 1990-1994: "Als ich in der Hansestadt aus dem Wagen stieg, gelang es mit kaum, durch die mit Tauen abgesperrte Gasse zum Rednerpodest zu gelangen, das inmitten der begeisterten Menschenmassen auf der Fischerbastion aufgebaut worden war." Seine Wahlkampfauftritte gestalteten sich geradezu als ein Triumphzug durch die DDR, so Helmut Kohl.
Gegen Helmut Kohls Auftritt in Rostock protestiert auch die Vereinigte Linke.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Walter Momper, tritt auch bei einer Wahlkampfveranstaltung in Halle auf.
In Cottbus kann Hans-Dietrich Genscher textsicher das Lied "Märkische Heide, märkischer Sand" mitsingen, da er den Text noch aus seiner Zeit beim Jungvolk kennt.
Die Grün-Lila-Wahlkarawane macht Station vor dem Rathaus in Karl-Marx-Stadt. Eine Wahlveranstaltung führt die Grüne Partei und der Unabhängigen Frauenverband am Abend in der Mensa der Technischen Universität durch.
Im Speisesaal des Mischfutterwerkes in Niederpollnitz, Kreis Gera, führt die DBD eine Wahlveranstaltung durch.