"Konkrete Politik für Deutschland" ist das Detailprogramm des Demokratischen Aufbruch (DA) überschrieben, das Vorstandsmitglied Rainer Eppelmann am Sonntag auf dem Wahlparteitag in Dresden vorgestellt hat. Es konkretisiert und unterscheidet sich in Einzelheiten von den Programmen der anderen in der "Allianz für Deutschland" vereinten Parteien (CDU/DSU).
Im Bereich der Wirtschaft zählt dazu die sofortige Einführung des Rechts auf Privateigentum und Gewerbefreiheit. Der Staat solle kein Eigentum bilden, desgleichen dürfe es keine Zugangshindernisse für ausländische Unternehmen und Kapitalgeber geben. Sparguthaben will der DA laut Programm bis zu 10 000 Mark 1:1 umtauschen und größere Guthaben zu einem vierprozentigen Zinssatz für drei bis fünf Jahre einfrieren. Bewohner staatseigener Wohnungen sollen mit Krediten in die Lage zum Kauf versetzt, Kinderkrippen, -gärten und -horte ebenso wie Schulspeisung, Kindergeld und Erziehungsförderung beibehalten werden. Das Rentensystem wird sofort dem der Bundesrepublik angepasst.
Neben Sofortaufgaben im Umweltschutz und in der Innen- wie Rechtspolitik soll laut Detailprogramm, die Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten im Sinne des
Artikel 23 des Grundgesetzes der BRD vollzogen werden.
(Neue Zeit, Mo. 12.03.1990)
Mit der Devise "Jetzt gerade!" schloss gestern in Dresden der Wahlparteitag des DA. Die Delegierten sprachen trotz aller Beschuldigungen ihrem Vorsitzenden Wolfgang Schnur, der krankheitshalber nicht anwesend war. das Vertrauen aus. Ein Detailprogramm mit Sofortmaßnahmen wurde verabschiedet.
Der stellvertretende Vorsitzende der West-CDU, Dr. Heiner Geißler, bezeichnete auf dem DA-Parteitag die Revolution in der DDR als Sieg "nicht des Sozialismus, nicht des Kapitalismus, sondern der Moral".
(Berliner Zeitung, Mo. 12.03.1990)
Am Rednerpult ist der Slogan "Die ehrliche Alternative" angebracht.
Rainer Eppelmann sagt in seiner Rede: "Das Schlimme ist, dass die sogenannten Enthüllungen über Wolfgang Schnur auf einen fruchtbaren Boden fallen. Auf einen Boden der mehrere Wochen und Monate gepflügt worden ist".
Die stellvertretende Parteivorsitzende des Demokratischen Aufbruch, Britta Kögler, wird in der Zeitung "Welt am Sonntag" mit den Worten zitiert: "Wir sind eine junge Partei, und da gibt es leicht Verunsicherungen. Aber als stellvertretende Vorsitzende kann ich Wolfgang Schnur nur raten: Tritt nicht zurück".
Heiner Geißler von der bundesdeutschen CDU sagt die Vorwürfe gegen Schnur komme von den Stasileuten.
Den Delegierten wird eine Chronologie der Angriffe gegen Wolfgang Schnur vorgelesen. In einem Grußwort, vorgetragen von Rainer Eppelmann, versichert Wolfgang Schnur, "vor derart üblen Verleumdungen nicht zu kapitulieren".
Der Parteitag endet mit einer Kundgebung vor dem Tagungsort, dem Hygienemuseum.