BERLIN (BA). Die NDPD ist gestern [28.03.] dem Bund Freier Demokraten - Die Liberalen (vormals LDP) kooperativ beigetreten. Damit hat sie als eigenständige Partei in der DDR aufgehört zu existieren.
Darüber wurde gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz durch NDPD-Geschäftsführer Dr. Eberhard Stief und Parteisprecher Dr. Lothar Müller sowie den stellvertretenden Vorsitzenden des Bundes Freier Demokraten, Prof. Dr. Kurt Wünsche, informiert. Den entsprechenden Beschluss hatte zuvor der NDPD-Parteivorstand gefasst und damit eine Entscheidung im Sinne des 14. Parteitages getroffen. Die nationalen Demokraten wollen damit, wie hervorgehoben wurde, die Kräfte der Mitte fördern und dem Zusammenschluss aller liberalen Kräfte im Lande dienen.
Die Konferenz des Bundes Freier Demokraten so, Prof. Dr. Wünsche, habe am Vortage mit großer Aufmerksamkeit und Zustimmung die Erklärung des NDPD-Vorsitzenden Wolfgang Rauls zur Kenntnis genommen, dass dem Parteivorstand ein solcher kooperativer Beitritt vorgeschlagen werden solle. Der Bund, der nunmehr etwa 180 000 Mitglieder zähle, bleibe offen für alle, die einen Beitritt wünschten.
In dem lebhaften Frage- und Antwortspiel wurde hervorgehoben, dass die NDPD in diese durch Gleichberechtigung gekennzeichnete unverzichtbare Werte einbringe, wie zum Beispiel die Erfahrungen und das Verständnis für die untrennbare Einheit von Demokratie und Nation. Man gehe davon aus, so Dr. Stief, dass der Beschluss über dein Beitritt zum Bund Freier Demokraten von der übergroßen Mehrheit der NDPD-Mitgliedschaft mitgetragen werde.
Wie Prof. Dr. Wünsche hervorhob, habe der FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Wolfgang Mischnick, der zeitweilig an der vorgestrigen Konferenz der Liberalen teilgenommen hatte, seine Sympathie für die Verbindung erkennen lassen. Es sei noch zu klären, so sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Freier Demokraten weiter, ob sich die beiden NDPD-Volkskammerabgeordneten der liberalen Fraktion an schließen.
Wie aus einem Telexschreiben an Dr. Müller an die BA hervorgeht, begreife sich der Bund Freier Demokraten als der hiesige Partner der FDP der Bundesrepublik.
Die schnellstmögliche Vereinigung der liberalen Kräfte in Deutschland, so heißt es in dem Fernschreiben weiter, wird durch einen vom Bund Freier Demokraten und der FDP der Bundesrepublik gemeinsam zu bildenden Ausschuss vorbereitet.
Es berichten GUNTER PIEPER und BODO REHBOLDT
(Berliner Allgemeine, Do. 29.03.1990)
Die National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD) trat von der politischen Bühne ab. Am Mittwoch beschloss ihr Parteivorstand den kooperativen Beitritt zum "Bund Freier Demokraten - Die Liberalen", wie sich seit Dienstag die frühere LDP nennt. Die neue Partei wird, so wurde auf einer Pressekonferenz gesagt, vorerst von der bisherigen LDP-Führung geleitet. Sie soll etwa 180 000 Mitglieder haben. Die NDPD bestand 41 Jahre, 10 Monate und drei Tage. Am 18. März: Bei angeblich noch 80 000 Mitgliedern wurden nur 44 292 Wählerstimmen und zwei Parlamentssitze erreicht.
(Neues Deutschland, Do. 29.03.1990)
Unmittelbar nach einer Vorstandssitzung der NDPD ab deren Geschäftsführer Dr. Stief gestern der Presse bekannt: Der Vorstand hat für die Mitglieder der National-Demokratischen Partei Deutschlands beschlossen, sich dem Bund Freier Demokraten durch kooperativen Beitritt anzuschließen und damit den Kräften der Mitte im Lande zu dienen. Die Legitimation für eine solche Entscheidung sei bereits im zweiten, demokratischen Teil des 1. Parteitages der NDPD im Februar erteilt worden, wo mit nur zwei Gegenstimmen für eine "künftige starke Partei der Mitte" votiert worden sei.
Der Bund Freier Demokraten war tags zuvor im Berliner Kino "International" in einer Delegiertenkonferenz von 112 LDP-Vertretern aus allen Landesverbänden gebildet worden. Da Delegierte der F.D.P. der DDR nicht erschienen waren und Gäste der Deutschen Forum-Partei kurz vor Mittag demonstrativ den Kinosaal verlassen hatten, war die Absicht, aus der zeitweiligen Listenverbindung eine neue Partei zu schaffen, nicht zu realisieren und die LDP hatte sich allein zum "Bund Freier Demokraten Die Liberalen" umgebildet. Das sei, so Vorsitzender Prof. Ortleb, im Sinne des Auftrages der Delegierten des Dresdner LDP-Parteitages und des dort beschlossenen Programms geschehen.
Der Bund Freier Demokraten - Prof. Wünsche als einer der stellvertretenden Vorsitzenden gab die Stärke mit 180 000 Mitgliedern an bleibt für weitere Kräfte der Mitte offen. Die Integration der gewählten Gremien und des Apparates der früheren NDPD in die Strukturen des Bundes (gültig sind Satzung und Programm der früheren LDP) seien Aufgaben auf dem Wege der Annäherung.
(Der Morgen, Do. 29.03.1990)
Bei vielen LDP-Mitglieder stößt der Beitritt der NDPD nicht gerade auf Begeisterung.