So. 29. April 1990


Die IG Chemie, Glas und Keramik hat sich für die Fusion mit der BRD-Partnerorganisation IG Chemie/Papier/Keramik und die Schaffung einer einheitlichen Industriegewerkschaft ausgesprochen. Auf der Außerordentlichen Zentraldelegiertenkonferenz in Bernau bevollmächtigten die 276 Delegierten am Wochenende einstimmig den Hauptvorstand, Kommissionen zur Klärung der Sachfragen zu bilden. Der 44jährige Hartmut Löschner wurde erneut mit der Leitung der 530 000 Mitglieder starken IG betraut.

Auf der Tagung, die im Zeichen von Debatte und Beschlussfassung über zahlreiche Grundsatzanträge, eine neue Satzung und ein neues Programm stand, sprachen sich die Delegierten mit großer Mehrheit für eine Vereinigung DDR-BRD nach BildArtikel 23 des Grundgesetzes aus. Unterstützung in dieser Frage fanden sie beim Vorsitzenden der IG Chemie/Papier/Keramik der BRD, dem SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Rappe.

Die Gewerkschafter fordern einen Umtauschkurs von 1:1 für Löhne, Gehälter und Sparguthaben. Ausländische Geldanleger sollten Vorzugsbedingungen erhalten, wenn ihre Investitionen Arbeitsplätze sichern oder schaffen. In einem Brief an Ministerpräsident de Maizière wird auf Sofortmaßnahmen zum Schutze des Binnenmarktes gedrängt.
(Neues Deutschland, Mo. 30.04.1990)

Polen hat den Botschaftern der DDR und der BRD in Warschau den Entwurf eines Grenzvertrags übergeben. Dies erklärte die DDR-Botschaft. Dieser Schritt geht auf eine Initiative von Ministerpräsident Mazowiecki zurück, der angeregt hatte, vor der Vereinigung beider deutscher Staaten mit diesen einen Vertrag über die Unantastbarkeit der Oder-Neiße-Grenze auszuhandeln und zu paraphieren, der später von einem dann vereinigten Deutschland ratifiziert werden sollte.
(Neue Zeit, Mo. 30.04.1990)

Vertreter verschiedener Fachgesellschaften und Verbände, die die Tätigkeit der Gesellschaft für Natur und Umwelt fortsetzen, konstituierten sich zum Bund für Natur und Umwelt (BNU) und gründeten in Berlin einen Koordinierenden Rat. Gegenstand einer mehrstündigen Debatte waren Forderungen an die Regierung zur Rekonstruktion einer lebenswerten Umwelt, Beiträge der Fachgruppen des Bundes zum Natur- und Umweltschutz sowie Möglichkeiten, ein größeres öffentliches Interesse für die Belange der Natur zu erreichen. In der ersten Sitzung des BNU wurde der Entwurf eines Statuts diskutiert und der Hallenser Landschaftsforscher und Naturschützer Dr. Peter Hentschel zum Präsidenten gewählt.
(Neue Zeit, Mo. 30.04.1990)

Am 28. und 29. April 1990 fand in Erfurt ein Kongress zum Thema Zwangsaussiedlung aus DDR-Grenzgebieten statt. Die mehr als 1 500 Teilnehmer, die sich mittlerweile zu einem Verband konstituierten, sprachen über ein Kapitel DDR-Geschichte, das sie als Betroffene direkt erleben und erleiden mussten.
(Neue Zeit, Di. 22.05.1990)

Link zu einem Zeitungsartikel darüber

PDS-Wahlkampftour im Bezirk Erfurt mit Gregor Gysi und den örtlichen Kandidaten.

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