Di. 22. Mai 1990


Ganz ohne Anschubfinanzierung hat sich die Erotik-Szene der DDR auf den Weg in die Marktwirtschaft gemacht. Was den Industriekapitänen zwischen Arkona und Zittau schlaflose Nächte bereitet, sorgt bei Managern und Akteuren diverser Entkleidungs-Unternehmen - ebenfalls nächtens - für Klingeln in der Kasse: Für hundert Mark auf die Hand zeigt manche Dame zu vorgerückter Stunde öffentlich ihre Blöße. Anschließend könnte sie noch im Marzahner "Akaziengrund" strippen. Dort ist derzeit der "Früh-Strip" für Schichtarbeiter eine Attraktion. Ab 5.00 Uhr fallen die Hüllen.

"Die gegenwärtig zirka 100 Darbietungen erotischen Charakters in der DDR sind momentan eindeutig überfordert", konstatiert Lothar Voigt, Leitender Redakteur im Spree-Cabaret des Palastes der Republik. "Der Bedarf ist riesig." Im seriösen Republikpalast gestattet gegenwärtig eine "Gala Erotica" tiefe Einblicke in die Welt der "nackten Unterhaltung".

Ausbildungsmöglichkeiten gibt es zur Zeit noch nicht, in Dresden ist jedoch eine "Model-Schule" im Entstehen. Um den Markt vor West-Typen zu schützen, sei es höchste Zeit Management und Vermittlung der Erotik-Programme in der DDR zu legalisieren, meint Voigt. Dafür wird sich unter anderem die "Sex-Liga" der DDR einsetzen, deren Vorstandssprecher er ist. "Die Menschen wollen endlich ihren Gelüsten freien Lauf lassen, und wir unterstützen sie dabei."
(Berliner Zeitung, Di. 22.05.1990)

Die "Arbeitsgruppe Berlin" wird von den drei Westalliierten und der Bundesregierung gebildet. An den Sitzungen nahmen die Vertreter der drei westlichen Alliierten, des Berliner Senats und der Bundesregierung teil.

Unter französischem Vorsitz findet im Bonner Außenministerium die 3. Zwei-plus-Vier-Gesprächsrunde unterhalb der Außenministerebene statt. Es wird über das Schema des Schlussdokumentes diskutiert.

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