Mo. 14. August 1989


Der Außenminister Ungarns, Gyula Horn, hat gestern in Budapest den Staatssekretär im Auswärtigen Amt der BRD, Jürgen Sudhoff, zu einem Gespräch empfangen, meldet MTI. Dabei sei über die Lage von DDR-Bürgern in der BRD-Botschaft in Budapest gesprochen worden. Wie die Nachrichtenagentur MTI schreibt, wurde von ungarischer Seite betont: Die Lösung der Frage darf nicht mit der Unterzeichnung der UN-Flüchtlingskonvention durch Ungarn verknüpft werden. Die Bestimmungen dieses Abkommens erstrecken sich nicht auf diese konkrete Frage. Die Übersiedlung von DDR-Bürgern in die BRD beträfe Ungarn nicht.

Der ungarische Außenminister Gyula Horn hat gestern in Budapest den Botschafter der DDR in der UVR, Gerd Vehres, zu einem Gespräch empfangen. Außenminister Horn hat dabei den Standpunkt der Regierung der Ungarischen Volksrepublik im Zusammenhang mit den DDR-Bürgern dargelegt, die sich in der Budapester BRD-Botschaft aufhalten, und über sein Gespräch mit BRD-Staatssekretär Jürgen Sudhoff informiert.
(Berliner Zeitung, Di. 15.08.1989)

Die Situation der in westliche Vertretungen geflüchteten DDR-Bürger hat sich gestern weiter verschärft. Nach Schließung der bundesdeutschen Vertretungen in Ost-Berlin und Budapest machten auch die Botschaften Großbritanniens und der USA in Ost-Berlin ihre Pforten dicht. So sollen mögliche Besetzer abgeschreckt werden. Weitere fünf der in der Bonner Ständigen Vertretung Geflüchteten haben das Gebäude am Sonntag Abend verlassen.
(die tageszeitung, Di. 15.08.1989)

Die bundesdeutsche Botschaft in Budapest wird geschlossen. Die Aufnahmekapazität sei erschöpft wird als Grund genannt.

Bundeskanzler Helmut Kohl richtet ein Schreiben an den Generalsekretär der SED und Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker. In dem Schreiben führt Kohl u.a. aus: "In den letzten Wochen hat sich eine ständig wachsende Zahl von Menschen aus der Deutschen Demokratischen Republik an die Ständige Vertretung sowie an einige Botschaften der Bundesrepublik Deutschland mit der Bitte gewandt, ihren Wunsch auf Ausreise aus der Deutschen Demokratischen Republik zu unterstützen. Obwohl die Mitarbeiter in den Vertretungen jedem einzelnen in intensiven und langwierigen Gesprächen klargemacht haben, dass die Entscheidung über eine Ausreisegenehmigung ausschließlich bei den zuständigen Stellen der Deutschen Demokratischen Republik liegt und dass gerade in diesem Jahr sehr viele Genehmigungen erteilt worden sind, ist es in vielen Fällen nicht gelungen, die Hilfesuchenden zum Verlassen der Missionsgebäude zu bewegen. Ohne Hoffnung hinsichtlich ihres Ausreiseanliegens, wie sie bisher in den von Rechtsanwalt Professor Dr. Vogel übermittelten Zusicherungen enthalten waren, haben sich diese Menschen nicht bereit gefunden, freiwillig zu gehen."

Link zur Antwort Erich Honeckers vom 30.08.1989

Um zu Lösungen zu kommen, regt Kohl vertrauliche Gespräche an.

Die Aktuelle Kamera sendet Interviews mit zwei Bürgern, die in die DDR zurückgekehrt sind.

Anlässlich der Übergabe eines 32-bit-Mikroprozessors sagt Erich Honecker seinen berühmten Satz "Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf."

Der Nationale Verteidigungsrat teilt den Bezirksverwaltungen des MfS mit, auf den Wehrkreiskommandos sei die Zahl der registrierten Wehrdienstverweiger mit Waffe auf 12 120 angestiegen.

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