So. 8. Oktober 1989


Bericht des MfS zur gegenwärtigen innenpolitischen Lage

Fernschreiben Erich Honeckers an die SED-Bezirksleitungen

Zweiter Tag des Treffens von Vertretern von 26 Fachgruppen "Stadtökologie" im Haus des Kulturbundes "Bernhard Kellermann" in Potsdam. Eingeladen dazu hat die Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtgestaltung aus Potsdam. Besprochen wird eine weitere Vernetzung und die Schaffung von überregionale Projektgruppen zu Umweltthemen.

Es wird eine Willenserklärung verabschiedet, in der es u. a. heißt: "Wir wollen als selbstbewusste Bürger unseres sozialistischen Staates endlich glaubhaft in den Entscheidungsmechanismus im Lande einbezogen werden, statt ein Leben in privater Zurückgezogenheit zu führen.

Wir wollen ehrliche Analysen und Aussagen über den Zustand unserer Wirtschaft und unserer Umweltbedingungen. Wir wollen Medien, in der wir uns, unser Leben und unsere Probleme wieder finden.

Wir wollen im Beruf und in der Freizeit aktiv für eine sozialistische Gesellschaft arbeiten, die sich durch Ehrlichkeit, gegenseitige Achtung und Offenheit auszeichnet, die die ökologische Gefahr erkennt und produktiv verarbeitet, die durch menschenwürdige Perspektive Leistungsbereitschaft und Lebensfreude verbreitet.

Wir fühlen uns als Aushängeschild missbraucht.

Wir wollen, dass der Kulturbund der DDR, sich auf seine Traditionen besinnend eine wichtige Plattform zur demokratischen Erneuerung unseres Landes wird".

Das Ministerium für Staatssicherheit stellen nach der Veranstaltung fest: "Durch die anwesenden Funktionäre des Kulturbundes gelang es nicht, die Situation zu entschärfen, im Gegenteil." Und: "Es kam zur Verteilung von Hetzschriften wie: Umweltblätter (Berlin), Standpunkte (Berlin), Grubenkante (Hoyerswerda)".

In Rostock wird eine Sozialdemokratische Partei gegründet. Die Gründung erfolgt unabhängig von der Gründung der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) einen Tag zu vor in Schwante. Die Gründer in Rostock wussten nichts von der SDP-Gründung einen Tag zuvor.

Zweiter Tag des Treffens Dresdner Umweltgruppen. Es wird eine Erklärung zur Umweltsituation und zur politischen Lage verabschiedet.

Das Neue Forum lädt zu einer Veranstaltung in die Michaeliskirche in Leipzig ein.

Wie einen Tag zuvor wird in Ilmenau demonstriert. Wieder kommt es zu Festnahmen.

Erster Tag der täglichen Fürbittandacht für die inhaftierten Demonstranten in der Stadtkirche St. Michael in Jena.

In einem Interview mit dem Sender NBC sagt US-Außenminister James Baker: "Es war immer schon die Politik der Vereinigten Staaten, das Konzept der Wiedervereinigung Deutschlands zu unterstützen, vorausgesetzt sie findet unter friedlichen und freiheitlichen Bedingungen statt".

In einem Interview sagt der französische Außenminister, Roland Dumas: "Die Teilung Deutschlands ist das Ergebnis einiger völkerrechtlicher Verträge, die wiederum die Folge dessen sind, was Ihnen ja bekannt ist." Er sagt, "das Streben der Deutschen nach Einheit sei legitim". Er reklamierte das Mitspracherecht der vier Mächte bei der Gestaltung der deutschen Einheit.

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