01.11. Die DDR öffnet die Grenze zur ČSSR für Reisende
02.-14.11. Rücktritte der 1. Sekretäre der SED-Bezirksleitungen
03.11. Das Politbüro des ZK der SED stimmt dem Vorschalg zu, DDR-Bürger aus der ČSSR ausreisen zu lassen, ohne dabei DDR-Territorium zu berühren.
03.11. Die ČSSR öffnet am Abend ihre Grenze zur BRD für DDR-Bürger
03.11. Gespräche über die bevorstehende Grenzöffnung
08.11. Rücktritt des Politbüro des ZK der SED
09.11. Öffnung der DDR-Grenze
13.11. Hans Modrow wird zum neuen Vorsitzenden des Ministerrats gewählt
17.11. Hans Modrow gibt die Regierungserklärung ab
24.11. Der Verkauf von bestimmten Waren an Bürger, die nicht in der DDR leben wird untersagt.
26.11. Aufruf "Für unser Land"
28.11. Ausführungen Hans-Jochen Vogels im Deutschen Bundestag
28.11. Ausführungen Helmut Kohls im Deutschen Bundestag
02.11. Neue Vorsitzende des FDGB
05.11. Die Gründungsinitiative für eine Grüne Partei in der DDR veröffentlicht einen Aufruf.
10.11. Gemeinsame Erklärung der in der Kontaktgruppe vertretenen Organisationen
12.11. Die SED kündigt einen Außerordentlichen Parteitag an
24.11. Gründung der Grünen Partei
25.-26.11. Arbeitstreffen der Vereinigten Linken
26.11. Aufruf zur Gründung eines autonomen Frauenverbandes
27.11. Tagung der Gewerkschaft der Mitarbeiter der Staatsorgane und der Kommunalwirtschaft
28.11. Gründungsaufruf für eine Grüne Liga
28.11. Letzte Sitzung des Demokratischen Blocks
29.11. Runder Tisch der Jugendorganisationen
Mi. 1. November 1989
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Aussetzung des pass- und visafreien Verkehrs zur ČSSR aufgehoben
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Berlin (ADN). Tausende Bürger der DDR haben am Mittwoch die Grenzübergänge zur ČSSR passiert. Ab Mitternacht war die zeitweilige Aussetzung des pass- und visafreien Verkehrs aufgehoben. Schon bis in die Nachmittagsstunden reisten rund 8 000 Bürger in das Nachbarland.
Vom Hauptbahnhof Dresden fuhr am Morgen der zeitweise ausgesetzte Personenzug P 2 171 wieder nach Děčín. Diese Zugverbindung hatten bis zur Veränderung der Bestimmungen am 3. Oktober viele Tagestouristen für einen Besuch der grenznahen ČSSR-Stadt genutzt. Am Übergang Zinnwald wird zum Wochenende mit etwa 3 000 Fahrzeugen täglich gerechnet.
(Neues Deutschland, Do. 02.11.1989)
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Demonstrationen in mehreren Städten
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Berlin (ADN/ND). In mehreren Städten der DDR demonstrierten auch am Mittwochabend zahlreiche Bürger. In Neubrandenburg schlug Oberbürgermeister Dr. Heinz Hahn vor rund 20 000 Demonstranten vor, Initiativgruppen interessierter Bürger bei den ständigen Kommissionen zu bilden. Mehrere zehntausend Menschen formierten sich in Frankfurt (Oder) zu einem Zug durch die Innenstadt und hielten anschließend auf dem zentralen Platz eine Kundgebung ab. Auch in Freital und Ilmenau fanden Demonstrationen statt.
(Neues Deutschland, Do. 02.11.1989)
Genossen in der Nähe des Mikrofons platzieren, in Reden Konzentration auf kleine Probleme, damit größere nicht angesprochen werden können, Beschallung und Schutz der Demonstration durch die Volkspolizei, sind Überlegungen, die im Vorfeld der Demonstration bei der SED-Bezirksleitung Neubrandenburg angestellt wurden.
In Neubrandenburg ziehen die Demonstranten durch die Innenstadt. Kundgebung auf dem Karl-Marx-Platz.
Zu einer Demonstration kommen rund 6 000 Personen auf dem Neumarkt in Senftenberg zusammen. Neben der Zulassung des Neuen Forum werden Forderungen nach freie Wahlen, Meinungs-, Presse- und Reisefreiheit erhoben.
In Potsdam-Babelsberg findet eine Kundgebung der Gruppe "Kontakte" statt. Es wird auch zur Demonstration am 04.11. aufgerufen.
Demonstrationen gibt es auch in Bützow, Erfurt, Gera, Guben, Halberstadt, Halle, Karl-Marx-Stadt, Neustrelitz, Pasewalk, Penzlin, Quedlinburg, Rostock, Stendal und Teterow.
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Der Vorsitzende des Zentralvorstandes der IG Metall tritt zurück
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Berlin (ADN). Der Vorsitzende des Zentralvorstandes der IG Metall im FDGB, Gerhard Nennstiel, tritt von seiner Funktion zurück. In einer Erklärung des Sekretariats des Zentralvorstandes der Industriegewerkschaft Metall heißt es dazu, das Sekretariat des Zentralvorstandes der IG Metall habe am Mittwoch mit großer Bestürzung durch einen Artikel in der "Berliner Zeitung" "über den Umfang und das Ausmaß des Eigenheimbaues des Vorsitzenden des Zentralvorstandes der IG Metall, Kollegen Gerhard Nennstiel, Kenntnis erhalten". Die mit diesem Artikel der Gewerkschaft und der Öffentlichkeit bekanntgewordene Problematik berühre das Sekretariat in außerordentlich tiefem Maße. "Damit wurde das Vertrauensverhältnis zwischen den Mitgliedern und dem Vorsitzenden erheblich belastet. Im Interesse des Vertrauens der Mitglieder der IG Metall zu ihrer zentralen Leitung und ihrer Glaubwürdigkeit hat das Sekretariat des Zentralvorstandes mit Kollegen Nennstiel eine gründliche Beratung durchgeführt. In dieser Beratung nahm Kollege Nennstiel zu diesen Vorwürfen Stellung und gab eine Erklärung ab. Das Sekretariat des Zentralvorstandes billigte den Antrag des Kollegen Nennstiel zur Entbindung von der Funktion des Vorsitzenden des Zentralvorstandes der IG Metall und beschloss, dazu eine Sondersitzung des Zentralvorstandes der IG Metall für den 7. November 1989 einzuberufen. Das Sekretariat habe veranlasst, dass durch die zuständigen staatlichen Organe eine Untersuchung aller Umstände erfolgt und die Ergebnisse öffentlich bekannt gemacht werden.
(Neues Deutschland, Do. 02.11.1989)
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10. Tagung des Bundesvorstandes des FDGB wird am Donnerstag fortgesetzt Vorsitzender will Rücktritt erklären
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Der Bundesvorstand des FDGB setzt seine 10. Tagung, die am Montag begann, nicht wie ursprünglich beschlossen am 17. November, sondern bereits am Donnerstag dieser Woche fort. Der Vorsitzende des FDGB-Bundesvorstandes, Harry Tisch, hat mitgeteilt, er werde auf dieser Sitzung seinen Rücktritt erklären. In Erklärungen und Stellungnahmen an den Bundesvorstand, die der Presse, so auch dem ND, am Dienstag übermittelt wurden, hatten zahlreiche Gewerkschafter namens ihrer Kollektive gegen die Vertagung dringend erforderlicher Entscheidungen, wie zum Beispiel über die von Harry Tisch gestellte Vertrauensfrage, protestiert. Im Interesse der Erhaltung der Einheitsgewerkschaft wurde unter anderem gefordert, die Bundesvorstands-Tagung unverzüglich fortzusetzen.
(Neues Deutschland, Mi. 01.11.1989)
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Aufruf anlässlich der Demonstration am 04.11. in Berlin vom OB, Kulturminister und Vorsitzende der Gewerkschaft Kunst
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Oberbürgermeister Erhard Krack, Kulturminister Hans-Joachim Hoffmann und der Vorsitzende der Gewerkschaft Kunst, Herbert Bischoff, haben den folgenden Aufruf unterzeichnet:
Liebe Bürgerinnen und Bürger der Hauptstadt!
Am 4.11.1989 führen Berliner Kunst- und Kulturschaffende in Ausübung ihrer demokratischen Rechte eine Demonstration durch. Gemeinsam mit anderen Werktätigen der Hauptstadt wollen sie für eine DDR als sozialistischen Rechtsstaat eintreten, der die Rechte und Meinungen seiner Bürger schützt und ihnen entspricht. Das war und ist auch Gegenstand vieler Gespräche in Berlin, ja, im ganzen Land.
Diese Volksaussprache ist Ausdruck eines Prozesses der Veränderung und Erneuerung unserer sozialistischen Gesellschaft, die es vor allem durch konkrete Taten zu untermauern gilt. Viel wird davon abhängen, mit welcher Konsequenz, aber auch mit welcher Sachlichkeit und Besonnenheit wir diesen Prozess weiterführen.
Die am 29.10.1989 in Berlin begonnenen Sonntagsgespräche sind nur ein Beispiel dafür.
Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, durch ihr Verhalten am 4.11.1989 dafür Sorge zu tragen, damit diese friedliche Manifestation ihrem Grundanliegen gerecht werden kann, damit der Geist dieser Initiative nicht durch Provokation und Gewalt gestört wird.
(Neues Deutschland, Do. 02.11.1989)
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Dreitägige Beratung des VII. Philosophie-Kongress der DDR beginnt
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Berlin. BZ Eine kritische Bestandsaufnahme im Interesse einer grundlegenden Erneuerung unserer Gesellschaft bestimmte die erste Plenarsitzung des VII. Philosophie-Kongresses der DDR, der gestern in Berlin eröffnet wurde.
An den dreitägigen Beratungen zum Thema "Die Dialektik von wissenschaftlich-technischer Revolution und Menschheitsfortschritt in unserer Epoche" nehmen 900 Philosophen und Wissenschaftler anderer Disziplinen, Vertreter von Parteien- und Massenorganisationen und ausländische Gäste teil.
Das Thema des Kongresses, so der Präsident der Vereinigung der philosophischen Institutionen der DDR, Prof. Dr. Alfred Kosing, in seiner Eröffnungsrede, führe auf direkte Weise zu Grundfragen der gesellschaftlichen Entwicklung. Er betonte, infolge einer langen Verzögerung langst herangereifter tiefgreifender Wandlungen und Reformen sei es in der DDR zu einer enormen Verschärfung vieler Widersprüche, zu einer politischen Krisensituation gekommen. Erst die 9. Tagung des Zentralkomitees habe den gefährlichen Zustand der Sprachlosigkeit der Führung des Landes überwunden und eine Wende eingeleitet, die den Weg zu einer grundlegenden Erneuerung der sozialistischen Gesellschaft eröffne.
Im ersten der drei Hauptreferate ging Prof. Dr. Erich Hahn, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates für Marxistisch-Leninistische Philosophie, auf Fragen der Verantwortung der Philosophie aus aktueller Sicht ein. Entscheidend sei, die Position zur Geltung zu bringen, dass die Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution eine der elementaren, absolut unerlässlichen Voraussetzungen für eine grundlegende und dauerhafte Bewältigung der Probleme sei.
Prof. Dr. Wolfgang Eichhorn vom Akademieinstitut für Philosophie sprach zu wissenschaftlich-technischer Revolution und zu sozialer Transformation. Generelle Bedingungen für die Einführung moderner Technologien waren das Thema des dritten Hauptreferats.
(Berliner Zeitung, Do. 02.11.1989)
Seine dreitägigen Beratungen begann am Mittwoch in Berlin der VII. Philosophie-Kongress der DDR. Er gehe zeitlich mit einer tiefen Zäsur im Entwicklungsprozess der sozialistischen Gesellschaft unseres Landes einher, stellte Prof. Dr. Alfred Kosing, Präsident der Vereinigung der Philosophischen Institutionen der DDR, in seiner Eröffnungsansprache fest.
(Neues Deutschland, Do. 02.11.1989)
Disput am gestrigen Mittwochabend über Wirtschaftsreformen, namentlich zur Planung, im Stammbetrieb des Kombinats VEB Kabelwerk Oberspree "Wilhelm Pieck". Disput von Kabelwerkern mit Gerhard Schürer Kandidat des Politbüros und Vorsitzender der Staatlichen Plankommission.
(Neues Deutschland, Do. 02.11.1989)
Berlin. ADN/BZ Als unmittelbare Reaktion auf eine Anfrage beim ersten Berliner Sonntagsgespräch gründen die Freidenker der DDR einen Interessenverband für Rollstuhlfahrer. Das wurde vom Zentralvorstand des Verbandes mitgeteilt.
(Berliner Zeitung, Do. 02.11.1989)
Auf der Pressekonferenz in Moskau sagt Egon Krenz: "Also hier muss ich Genossen Gorbatschows Politik verteidigen und sagen, alles was sich in der DDR vollzogen hat, ist das Ergebnis der Arbeit des Politbüros und des Zentralkomitees meiner Partei."
Links zum Treffen
Leipziger Bürgerinnen und Bürger verhindern am Morgen den Abbau der erst vor wenigen Tagen aufgestellten Litfaßsäule mit dem Schriftzug "Dialog am Karl-Marx-Platz".
Im Festsaal des neuen Rathaus in Leipzig findet eine Dialogveranstaltung mit dem Oberbürgermeister, Dr. Bernd Seidel, statt.
Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe tagt in Strausberg bei Berlin.
In der LDPD wird eine Kommission gebildet, die die Parteiprogrammatik überarbeiten soll.
Während eines "Mittwoch-Abend-Gebets" mit ca. 500 Teilnehmern stellt sich die SDP in Oranienburg vor.
Der Vorsitzende des Nationalen Verteidigungsrats, Egon Krenz, erlässt den Befehl 10/89 über "Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung in der Hauptstadt der DDR, BERLIN". Das Eindringens von Demonstranten in das Grenzgebiet soll mit körperlicher Gewalt verhindert werden. Die Anwendung der Schusswaffe gegen Demonstranten ist grundsätzlich verboten.
Am 03.11. wird der Befehl auf die gesamte DDR ausgedehnt.
Bärbel Bohley vom Neuen Forum ist Gast beim Jugendradio DT 64.
Nach einer Mitteilung der BRD-Botschaft in Prag befinden sich am Abend rund 380 DDR-Bürger auf dem Gelände der Botschaft. 84 Personen konnten mit Bus und Pkw in die BRD ausreisen.
Die Bundesregierung bestätigt, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz seit Jahren eine Datei mit den früheren Adressen und Arbeitsplätzen von Aus- und Übersiedlern aus der Osteuropa und der DDR führt.
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