Der Gründungsparteitag des "Demokratischen Aufbruchs" findet am 16. und 17. Dezember in Leipzig statt. Das gab deren Vorsitzender, Rechtsanwalt Wolfgang Schnur, am Montag in Berlin auf einer internationalen Pressekonferenz bekannt. Gegenwärtig habe der "Demokratische Aufbruch" rund 10 000 eingeschriebene Mitglieder, die Tendenz sei steigend. Er bekräftigte die Absicht dieser künftigen Partei, in ein neu zu wählendes Parlament der DDR zu kommen.
Auf der Pressekonferenz, an der auch das Vorstandsmitglied Pfarrer Rainer Eppelmann und FDP-Vorsitzender Otto Graf Lambsdorff teilnahmen, wurde darüber informiert, dass den in der Volkskammer der DDR vertretenen Parteien seitens einer Kontaktgruppe neugebildeter Organisationen und Gruppen der Vorschlag zum ersten "Runden Tisch" am 7. Dezember im Bonhoeffer-Haus unterbreitet wurde.
Weitere Themen der Pressekonferenz waren Ergebnisse eines Seminars zu Problemen des Gesundheitswesens in der DDR von Mitgliedern des "Demokratischen Aufbruchs", des "Neuen Forums", von "Demokratie jetzt", der LDPD, der FDP der Bundesrepublik und der Samaritergemeinde Berlin sowie der Beginn einer demokratischen Jugendarbeit von Jugendlichen im "Demokratischen Aufbruch". Gefordert wird die Einrichtung eines Valuta-Gesundheitsfonds zur Einfuhr hochwertiger Medizintechnik, Verbrauchsmaterialien und Medikamente, der von beiden deutschen Staaten getragen werden sollte.
Der "Demokratische Aufbruch" unternehme eine Initiative zur Gründung einer Stiftung deren Aufgabe die unabhängige Förderung der ärztlichen Tätigkeit ist. Schwerpunkte dabei seien internationale Bildungsmaßnahmen einschließlich Austausch von Ärzten, Einrichtungen und Betreuung von Niederlassungen und Kliniken unterschiedlicher Eigentumsformen, Ausarbeitung eines differenzierten Versicherungsrechtes in der DDR, die Unterstützung von Forschungsprojekten und Unterstützung, Bildung und Betreuung von Klein- und Mittelbetrieben der Medizintechnik und Pharmazie.
(Neues Deutschland, Di. 28.11.1989)
Über Ergebnisse eines Seminars zu Problemen des Gesundheitswesens zwischen Mitgliedern der Kirchengemeinde, des Demokratischen Aufbruchs, des Neuen Forums, der Gruppe Demokratie jetzt, der LDPD und der FDP informierten gestern auf einer Pressekonferenz in Berlin Rechtsanwalt Wolfgang Schnur, Vorsitzender des Demokratischen Aufbruchs, und Pfarrer Rainer Eppelmann, Vorstandsmitglied dieser Partei. So werde die Einrichtung eines Valuta-Gesundheitsfonds für die Einfuhr hochwertiger Medizintechnik und Medikamenten sowie die Gründung einer Stiftung Gesundheit zur Förderung der ärztlichen Tätigkeit gefordert.
Den Fragen der Journalisten stellte sich auch Otto Graf Lambsdorff, Bundesvorsitzender der FDP, der am Wochenende in Berlin zu Gesprächen weilte.
Stichwort Wirtschaftshilfe:
Otto Graf Lambsdorff: Es sei häufig die Rede von Bedingungen und Voraussetzungen für Wirtschaftshilfen seitens der BRD. Diese bedeuten keineswegs eine Aufhebung der Selbstbestimmung der Bürger der DDR. Wirtschaftshilfe sei an keine Bedingung geknüpft, aber bestimmte Voraussetzungen seien schon notwendig. sprich Reformen. Zum Beispiel gebe es für Joint Ventures und Kapitalbeteiligung keine gültigen Rechtsgrundlagen. Wirtschaftlich kenne die DDR nur erfolgreich sein, wenn sie zu einer dezentralisierten Wirtschaftsorganisation übergehe, private Eigentumsformen stark fördere.
Stichwort Standortbestimmung:
Wolfgang Schnur: Der Demokratische Aufbruch betrachte sich als eine demokratische Oppositionspartei. Derzeit gebe es etwa 10 000 eingeschriebene Mitglieder. Nach dem Gründungsparteitag, der am 16. und 17. Dezember in Leipzig stattfinden wird, werde sich der Demokratische Aufbruch "sozial und ökologisch" mit einem Programm auch um Sitze im Parlament bewerben.
Von einer Kontaktgruppe sei der Vorschlag zum ersten "Runden Tisch am 7. 12. unterbreitet worden. Man hoffe auf positive Antworten seitens der "alten" Parteien.
Stichwort Jugendarbeit:
Stefan Zinnow Jugendvertreter des Vorstandes: Von der Einladung der FDJ zum Runden Tisch am Mittwoch habe er erst hier erfahren, aber er werde natürlich teilnehmen, gut vorbereitet. Die Jugendarbeit in unserem Land müsse neu konzipiert werden, auf pluralistischer Basis. Der Jugendverband des Demokratischen Aufbruchs ist für alle Jugendliche ab 16 offen. Er sei vor allem sozial und ökologisch ausgerichtet und möchte die Freizeitinteressen der Jugendlichen, die durch Disko und Alkohol getötet wurden, neu beleben.
(Junge Welt, Di. 28.11.19689)