Runder Tisch mit Kollegen aus Ost und West im Hotel Palace

DGB-Gewerkschaft und IG Bau-Holz unterzeichneten Abkommen

"Wir sind keine Missionare und wollen nicht überrumpeln, wir wollen vielmehr deutlich machen, was für die Gewerkschafter in der IG Bau-Holz machbar wäre, wenn nach dem 18. März die Unternehmer der BRD zum Generalangriff auf DDR-Betriebe antreten." Horst Morich, Vorsitzender der Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK) in der BRD, stellte das seinen Begrüßungsworten für die Mitglieder des neugewählten Geschäftsführenden Vorstandes der IG Bau-Holz voran, die er zu einem Gespräch ins Westberliner Hotel Palace eingeladen hatte.

Symbolisch für Verständigung gewissermaßen war der runde Tisch, der genug Platz bot für weitere Funktionäre der DGB-Gewerkschaft und Mitglieder des Zentralvorstandes der IG Bau-Holz aus Betrieben der Holz- und Kulturwarenindustrie. Erst eine Woche zuvor war man sich auf der außerordentlichen Zentraldelegiertenkonferenz der IG Bau-Holz begegnet, wo die Einladung zu dem Treffen ausgesprochen worden war. Interessengleichheit wurde im zwanglosen Gespräch festgestellt, nämlich darüber, dass nur starke Gewerkschaften in den Betrieben den Unternehmern Paroli bieten könnten. Verständlich, dass hier sofort die Frage von der DER-Seite nach der Rolle und den Möglichkeiten von Betriebsräten gestellt wurde.

Unmissverständliche Antwort: Ein Betriebsrat ohne enge Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft ist wertlos; diese Erfahrung macht früher oder später jeder. Ohne die Gewerkschaft läuft es nicht!

Ausdruck dieser Erkenntnis ist ein Abkommen zwischen beiden Gewerkschaften, das die Unterschriften des Vorsitzenden der Gewerkschaft Holz und Kunststoff, Horst Morich, und des Vorsitzenden des Geschäftsführenden Vorstandes des Zentralvorstandes der IG Bau-Holz, Horst Schulz, trägt. Nur eine enge Kooperation der beiden Gewerkschaften sichere, dass die Arbeitnehmer in den beiden deutschen Staaten nicht gegeneinander ausgespielt werden können.

Partnerschaften werden angestrebt zwischen Betriebsstellen der Gewerkschaft Holz und Kunststoff in der BRD und künftigen Landesverbänden der IG Bau-Holz. Vorgesehen sind Betriebspartnerschaften, gemeinsame Informations- und Bildungsveranstaltungen sowie die Einrichtung von Informationsbüros der GHK in größeren Betrieben der Holz- und Kulturwarenindustrie der DDR. Man werde sich auch über geeignete Maßnahmen verständigen, wenn Arbeitskämpfe erforderlich werden.

Tribüne, Ausgabe 36, 46. Jahrgang, Di. 20.02.1990

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