Die Natur braucht Anwalt im Parlament
Grüne Partei: Umweltzerstörung - wann ist das Maß voll?
Unsere Lebensgrundlagen Wasser, Luft und Boden sind bedroht. Die heutige lndustriegesellschaft zerstört durch kurzsichtiges Macht- und Gewinnstreben das Leben auf der Erde. Unwiederbringlich sterben täglich ganze Tier- und Pflanzenarten aus. Unsere Erde wird zunehmend lebensfeindlicher. Auch der Mensch ist nur ein Teil des Lebensgefüges der Erde.
Nur halbherzige Schritte
Die fortschreitende Gefährdung unserer Lebensgrundlagen ist nur für wenige Fachleute erkennbar. Das natürliche Gleichgewicht kann so einiges verkraften. Aber wann ist das Maß endgültig voll? Im katastrophalen Tod der Erzgebirgswälder sehen wir die Grenze der Belastbarkeit des ökologischen Systems. Andern Katastrophen wie eilte weltweite Klimaveränderung bedrohen uns noch. Die derzeitigen Regierungen unternehmen nur halbherzige Schritte, um diesem Inferno zu entgehen.
- Die Grüne Partei fordert hier Entschiedenheit. Mit ihrer rigorosen ökologischen Politik will sie erreichen, dass auch für unsere Kinder und Enkel ein liebenswertes Leben auf der Erde möglich wird. Die Grüne Partei will nicht warten, bis Umweltkatastrophen eintreten, um dann zu handeln. Sie will vielmehr durch eine Politik weitsichtiger, ökologischer und sozialer Verantwortung Gefahren im voraus abwende.
Wegwerfverpackungen weitgehend vermeiden
- Die Grüne Partei geht davon aus, dass Stabilität und Dauerhaftigkeit in der Wirtschaft nur dann verwirklicht werden kann, wenn sie nach den Prinzipien der Vielfalt und der Kreisläufigkeit gestaltet wird. (Kreisläufigkeit besagt z.B., dass unvermeidbare Abfälle über Recycling-Prozesse der Wiederverwendung zugeführt, Wegwerfverpackungen weitgehend vermieden werden.) Die Grüne Partei tritt für marktwirtschaftliche Regelmechanismen bei unterschiedlichen Eigentumsformen ein. Monopolbildungen sind zu vermeiden. Ein wirksames Steuersystem und gesetzliche Richtlinien, die auf Ressourceneinsparung und Umweltverträglichkeit orientieren, müssen die ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen setzen. Die Besteuerung soll so erfolgen, dass Umweltschonung belohnt, Umweltbelastung bestraft wird. Die Wirtschaft wird sich unter diesen Bedingungen bevorzugt an der Entwicklung nachwachsender und umweltfreundlicher Rohstoff- und Energiequellen beteiligen und auf langlebig qualitativ hochwertige und wiederverwendbare Erzeugnisse orientieren.
- Die Grüne Partei fordert den Ausstieg aus der Kernenergie. Sie ist die gefährlichste und teuerste aller verfügbaren Energiearten. Durch energiesparende Technologien und Bauweisen soll der Energiebedarf auf die Hälfte gesenkt werden, so dass auf die Kernenergie verzichtet werden kann. Durch spürbare finanzielle Anreize soll die Energieeinsparung attraktiv werden. Die Energieerzeugung aus regenerierbaren Quellen (Sonne, Wind, Wasser . . .) soll gefördert werden. Auf diesen Bereich sind Forschungsmittel zu konzentrieren.
Für gerechte Struktur der Weltwirtschaft
- Die Grüne Partei lehnt Wohlstand auf Kosten der Zwei-Dritteil-Welt-Länder strikt ab. Deshalb tritt sie für die Schaffung einer gerechten Struktur der Weltwirtschaft ein. Bei der derzeitigen Weltwirtschaftsordnung werden die entwickelten Industrieländer zunehmend wohlhabender infolge der Verelendung ganzer Völker. Das bewirkt nicht nur millionenfachen Tod, sondern beschwört auch eine weltweite ökologische Katastrophe herauf. So ist die Abholzung des Regenwaldes zum Teil eine Folge der Armut in der Zwei-Drittel-Welt. Die Vernichtung des Regenwaldes bewirkt u.a. eine Klimaverschiebung, die unabsehbare Folgen für das Leben auf der Erde hätte. Die Schaffung einer gerechten Weltwirtschaftsordnung ist ein wichtiger Beitrag dafür, dass die grüne Lunge der Erde erhalten bleibt.
- Die Grüne Partei tritt für eine vollständige Entmilitarisierung ein. Beispielgebend soll die NVA restlos abgebaut, die allgemeine Wehrpflicht ersatzlos gestrichen werden. Die Grüne Partei fordert für 1990 eine KSZE-Gipfelkonferenz mit dem Ziel schnellstmöglicher vollständiger Abrüstung, Auflösung beider Militärbündnisse und Schaffung eines europäischen Sicherheitssystems. Der größten Bedrohung der Gegenwart kann nicht mit Waffengewalt begegnet werden. Es dürfen keine geistigen und materiellen Kapazitäten mehr für eine sinnlose Rüstung verschwendet werden. Die eigentliche Gefahr besteht in der fortschreitenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, Um diesen Prozess aufzuhalten, bedarf es auch der Mittel, die heute noch für die Rüstung aufgebracht werden.
Auch Nachkommen wollen menschenwürdig leben
Wir haben die Aufgabe, unser Dasein auf der Erde so zu gestalten, dass auch für unsere Nachkommen ein menschenwürdiges Leben möglich ist. Die Grüne Partei der DDR will als Teil der internationalen Grünen Bewegung ihren Beitrag für das Gelingen dieser Aufgabe leisten. Im Parlament vertreten, soll sie die Gestaltung einer ökologisch orientierten Gesellschaft vorantreiben.
Wenn Sie nähere Informationen zur Arbeit der Grünen Partei wünschen, wenden Sie sich bitte an unser Büro in Potsdam, 1570, Otto-Nuschke-Str. 53.
Andreas O(...),
Grüne Partei
aus: Märkische Volksstimme, Nr. 48, 26.02.1990, 45. Jahrgang, Unabhängige Tageszeitung im Bezirk Potsdam, Herausgeber: Verlag Märkische Volksstimme