Kohls Colabüchsen

Wo bleibt BRD-Anteil an Reparationszahlung

"Wohlstand statt Sozialismus" schreit es nun von den Plakaten. Anschluss statt partnerschaftlichen Stufengang zur künftigen Einheit.

Die Kohlschen Statthalter verteilen da mit dem Anspruch "ökologisch & sozial" Wegwerf-Colabüchsen.

Es ist Karnevalszeit! Aber selbst die Närrischsten unter uns werden nicht ernsthaft erwarten, dass das Bundesfinanzministerium nach dem 18. März Renten und Kindergeld an DDR-Bürger zahlt, dass die Mitarbeiter unrentabler Betriebe ihren Lohn plötzlich in D-Mark erhalten, dass mit einemmal Friede, Freude und Eierkuchen einkehren. Das große Geld gibt's so schnell nicht, wie Herr Modrow und seine Kollegen enttäuscht erfahren mussten.

Darauf werden wir warten müssen, bis Kohl Bundeskanzler von ganz Deutschland ist? Wer redet da von Erpressung? Oder Betrug? Nämlich, dass die DDR um den bundesdeutschen Anteil am Reparationsaufkommen, den sie mitgetragen hat, betrogen wird - laut Günter Grass und der Bremer Initiative immerhin 727,1 Milliarden DM (Stand 1989). Aber wer ist Günter Grass? Ein Literat, ein einsamer Rufer, der argumentiert inmitten demagogischen Geschreis, der Gerechtigkeit verlangt, wo es um wirtschaftliche und politische Macht geht. Ein wirklicher Narr inmitten karnevalistischen Trubels.

Gerhard Bächer
GRÜNE PARTEI

aus: Podium, die Seite der neuen Parteien, Initiativen und Gruppierungen in der Berliner Zeitung, Jahrgang 46, Ausgabe 41, 17.02.1990


"Sozial + ökologisch" stand im Namen des Demokratischen Aufbruch. Im Wahlkampf verteilten Wahlkämpfer des DA, an ihrer Spitze Wolfgang Schnur vor dem VEB Transformatorenwerk "Karl Liebknecht" in Berlin-Schöneweide u.a. Colabüchsen.