IUG-Arbeitstreffen im Zeiss-Planetarium

Vorbereitungen zur Gründung unabhängiger Gewerkschaften

Der Vorbereitung der Gründung unabhängiger Gewerkschaften diente am Wochenende ein Arbeitstreffen von Mitgliedern einer Initiativgruppe. Etwa 100 IUG-Vertreter aus fünf Bezirken der DDR kamen im Carl-Zeiss-Planetarium in Berlin zusammen. Ein Gründungsausschuss wurde ins Leben gerufen. Der Termin für den geplanten Kongress soll auf einem weiteren Arbeitstreffen Ende Februar benannt werden.

Auf der Tagesordnung der Beratung standen der erste Entwurf einer Satzung wie eines Programms. Danach soll sich die neue Organisation einzig der Interessenvertretung der Werktätigen verpflichtet fühlen. Ausgegangen wird von einer gegensätzlichen Interessenlage von Arbeitern und Unternehmern, als die auch die Leiter volkseigener Betriebe angesehen werden. Mitglied unabhängiger Gewerkschaften könne nur werden, wer nicht mit Personalentscheidungen befasst ist. Im konkreten Fall hätte darüber die Basis zu entscheiden.

Das Arbeitstreffen setzte sich auch mit den Ergebnissen des außerordentlichen FDGB-Kongresses auseinander. Die Zusammensetzung der Delegierten nach einem Schlüssel, der noch vom alten Bundesvorstand beschlossen worden war, wurde moniert, ebenso der auf dem Kongress gefasste Beschluss, zu jedem Problemkreis nur je einen Redner einer IG oder Gewerkschaft zuzulassen, Der Kongress habe bestätigt, dass der FDGB nicht reformierbar sei, der alte Apparat sei nicht vollständig zerschlagen worden.

Nach Aussagen von IUG-Vertretern bestehen derzeit Kontakte zu 40 Berliner Betrieben. Insgesamt seien in etwa 170 Betrieben des Landes nach dem Gründungsaufruf vom 20. Dezember 1989 Basisgruppen entstanden. Über eine ungefähre Mitgliederzahl konnte keine Aussage gemacht werden.

Unterstützt wird die Initiativgruppe derzeit von der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft Berlin (West). Zum DGB bestehen keine Kontakte.

aus: Tribüne, Nr. 25, 05.02.1990, 46. Jahrgang, Zeitung der Gewerkschaften