Aktion "Greenpeace" in Dresden

Am 14.11.1987 wurde auf der Georgi-Dimitroff-Brücke in Dresden ein Transparent mit einer Größe von 30 x 2 m mit folgender Losung angebracht

"Schadstoffe sind grenzenlos             Greenpeace
Dresden - Hamburg - Nordsee
Wasser ist Leben"

und gleichzeitig Flugblätter verteilt, die ausgehend von dieser Losung ökologische Probleme wie die Luft- und Wasserverschmutzung des Elbtales, das Waldsterben, die Trinkwasserbelastung u.ä. zum Inhalt hatten und in denen gefordert wurde, dass die DDR an der Konferenz der Umweltminister am 24.11.1987 in London teilnehmen soll.

Als Absender der Flugblätter gab sich die Organisation "Greenpeace e. V. - Hamburg, Hohe Brücke 1, Haus der Seefahrt" an.

Im Ergebnis unserer Aufklärungsmaßnahmen konnte eine Flugblattverteilerin identifiziert werden. Es handelte sich dabei um eine 35jährige BRD-Bürgerin aus Hamburg, die zur genannten Zeit im Hotel "Bellevue" übernachtete.

Die nachfolgenden Maßnahmen ergaben, dass diese ganze Aktion organisiert und gestartet wurde, von einer Gruppe von 5 BRD-Bürgern aus dem Raum Hamburg und Dortmund, die sich im Rahmen einer BRD Reisegruppe (45 Personen) vom 12. bis 15.11.1987 in Dresden aufhielten.

Der gezielt organisierte Charakter dieser ganzen Aktion kommt auch darin zum Ausdruck, dass am 16. 11. 1987 sofort alle führenden Massenmedien der BRD mit großer Aufmachung, fast "Sensationsberichten", darüber informierten. So zum Beispiel die Zeitungen

"Der Tagesspiegel"
"Bildzeitung"
"Die Welt"
"Frankfurter Rundschau" u.a.

mit Schlagzeilen:

"Greenpeace demonstrierte in Dresden gegen die Verschmutzung der Elbe"

"Vopos sahen zu "Greenpeace" verteile Flugblätter in Dresden"

"Greenpeace konnte in Dresden demonstrieren"

"Demonstration von Greenpeace in Dresden"

"Greenpeace demonstrierten ungehindert in Dresden"

"Greenpeace Mitglieder in Dresden festgenommen"

BStU, MfS, BV Dresden, Leiter der BV, Nr. 10535


In dem Bericht der Hauptabteilung XVIII des Ministerium für Staatssicherheit vom 22.02.1989, ist zu lesen:

"Die Zielstellung der Aktion bestand im Aufmerksammachen auf die grenzüberschreitende Schadstoffbelastung durch die Elbe und in deren Folgen die Verunreinigung der Nordsee, damit verbunden die Aufforderung an die DDR, auch an der Nordseekonferenz der Umweltminister der Nordseeanrainerländer am 24./25.11.1987 teilzunehmen. Zur Aktion wurde ein überdimensionales Transparent (30 x 2 m) mit der Aufschrift 'Schadstoffe sind grenzenlos, Dresden - Hamburg - Nordsee, Wasser ist Leben' an der Dresdener Dimitroff-Brücke befestigt. Weiterhin wurde an vorbeikommende Passanten Flugblätter verteilt, die detaillierte Werte der Elbschadstoffbelastungen und daraus resultierende Krankheitsentwicklungen wiedergaben, zum Teil mangelhafte Maßnahmen zur Verhinderung dieser Entwicklung den entsprechenden staatlichen Stellen der DDR anlasteten und die Organisation 'Greenpeace' vorstellten."