Angelika Barbe

machte 1970 Abitur mit Berufsausbildung als Betriebsschlosserin. Studierte 1970-1974 an der HU zu Berlin Biologie. Pflanzenschutzbeauftragte in Neufahrland bei Potsdam 1974-75. Von 1975-79 in der Hygieneinspektion in Berlin tätig. Danach Hausfrau. 1995 bis 1998 Assistentin im Krankenhaus Berlin-Prenzlauer Berg.

Sie und ihr Mann stellten einen Ausreiseantrag, den sie aber später wieder zurückzogen.

Angelika Barbe war seit 1986 Mitarbeiterin in einem Friedenskreis in Berlin-Pankow. Ab 1988 Mitarbeit in der IFM. Leiterin eines Menschenrechtsseminars in der Berliner Golgatha-Kirche im August 1989. Mitbegründerin der SDP. Auf der Gründungsversammlung wurde sie in den Vorstand gewählt. 2. Sprecherin der SDP. Mitglied der Delegation der SDP bei der Tagung der Sozialistischen Internationale am 23./24.11.1989 im Hotel Interkontinental in Genf. Vertreterin der SDP am zentralen Runden Tisch.

Auf dem Parteitag im Februar 1990 wurde sie zur stellvertretende Vorsitzenden gewählt. Abgeordnete der Volkskammer 1990 - dort Vorsitzende des Ausschusses für Frauen und Familie - und des Deutschen Bundestages bis 1994. Von 1990-95 Mitglied im SPD-Vorstand bzw. Präsidium. Stimmte 1993 für die Änderung des Asylrechtsparagrafen. Worauf hin Parolen gegen sie gesprüht wurden.

Im März 1990 kritisierte sie die Sperrung bundesdeutscher Hochschulen für DDR-Abiturienten. (1) Sie beklagte 1990, dass Männer in der SPD-Volkskammerfraktion das Recht der Frauen auf selbstbestimmte Schwangerschaft als SPD-Forderung streichen wollen. (2) Zusammen mit anderen gab sie am 20.09.1990 eine Erklärung ab, dass sie dem Einigungsvertrag und der Vereinbarung vom 18.09.1990 mit ernstzunehmenden Bedenken zustimmen wird, weil sie davon überzeugt sind, dass die nicht durchgesetzten Forderungen der SPD in einem Überleitungsgesetz noch weniger berücksichtigt werden.

Rief 1991 zur Verweigerung des Kriegsdienstes in jeglicher Form auf. (3) Im Mai 1991 kritisierte sie das Stasi-Unterlagengesetz. In der "Berliner Antwort" wandte sie sich mit anderen gegen die "Erfurter Erklärung". Die Auslieferung Markus Wolfs von der Österreichischen Bundesrepublik, wo er Asyl beantragt hatte, in die Deutsche Bundesrepublik forderte sie im September 1991. (4)

1992 Mitglied einer Initiative die sich für die Offenhaltung der Stasiakten einsetzte. Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommissionen zur "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" für die SPD.

Sie sprach sich 1993 gegen die Rückgabe von Reihenhäusern in Berlin-Adlershof an die Bundesversicherungsanstalt aus. (5) Unterschrieb die Erklärung "Herr Gysi - es reicht", 1994. Sie forderte ein Verbot des Films "Natural Born Killers" im selben Jahr. (6)

Sie versuchte die Anerkennung einer PDS-Stiftung durch den Bundestag 1994 zu verhindern. (7)

Im Januar 1995 fiel sie bei der Wahl zur zweiten Vorsitzenden der "Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus" durch. Zuvor hatte sie für die Forderung, Aufklärung über den Einsatz von Mitgliedern der Gedenkstätte, die zu einer Entschädigungszahlung an eine ehemalige KZ-Aufseherin geführt hatten, höhnisches Gelächter und Kopfschütteln geerntet. (8) Gegen die Streikankündigung der IG Metall in der Ostdeutschen Stahlindustrie sprach sie sich im Dezember 1997 aus. (9)

Übertritt zur CDU im Dezember 1996. Sie begründete den Übertritt mit der angestrebten Zusammenarbeit der SPD mit der PDS. Auf dem CDU-Parteitag im Mai 1998 warnte sie vor der PDS. Dort sagte sie: "Ich bin glücklich, dass vier Fünftel der Deutschen im Westen leben". (10) Bei ihrer Kandidatur für den Bundestag in Berlin-Lichtenberg gab es als Wahlkampfwerbung eine Kohlroulade unter dem Motto: "Kohl mit Biss". (11) Im Juli 2007 unterzeichnete sie einen offenen Brief an die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, worin gegen die Zusammenarbeit der Stiftung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung protestiert wird. (12)

Im Februar 2017 schrieb sie einen Offenen Brief an die CDU. Link zum Brief. Einen Vortrag hielt sie am 14.06.2017 bei der AfD in Berlin. Unterzeichnete die "Erklärung 2018".

Sie unterschrieb einen Offenen Brief vom 28.06.2019, indem gegen den geplanten Auftritt von Gregor Gysi am 09.10.2019 in der Peterskirche in Leipzig protestiert wird.

Anlässlich der Änderung des Infektionsschutzgesetzes am 18.11.2020 veröffentlichte sie einen Offenen Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages und die Mitglieder des Bundesrates, den sie auch versuchte im Reichstagsgebäude zu verteilen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt beschwerte sich, er sei von ihr massiv belästigt worden.

In dem Offenen Brief schreibt sie: "Dieses Gesetz zum 'Schutz der Bevölkerung bei epidemischer Lage von nationaler Tragweite' erinnert mich an das 'Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich' vom 24. März 1933 – als die gesetzgebende Gewalt vom Parlament an Hitler überging."

Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" für die SPD-Fraktion. Beraterin im Bürgerbüro. Im April 2000 fiel sie bei der Wahl zur Stasi-Beauftragten in Sachsen durch. Seit 2001 Referentin bei der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen. Stellvertretende Vorsitzende der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft. Ehrenmitglied im Arbeitslosenverband. Mitglied im Kuratorium der Desiderius-Erasmus-Stiftung seit 19.03.2018. Am 03.07.2020 wurde der Wahlvorschlag der AfD-Fraktion sie für ein vom Bundestag zu benennendes Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin abgelehnt. Ist als Schöffin tätig.

(1) die tageszeitung, 31.03.1990
(2) die tageszeitung, 12.07.1990
(3) die tageszeitung, 29.01.1991
(4) die tageszeitung, 17.09.1991
(5) die tageszeitung, 17.05.1993
(6) die tageszeitung, 31.10.1994
(7) die tageszeitung, 21.11.1994
(8) die tageszeitung, 11.01.1995
(9) die tageszeitung, 23.12.1997
(10) die tageszeitung, 19.05.1998
(11) Der Tagesspiegel, 08.07.2001
(12) die tageszeitung, 20.01.1997

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