DDR 1989/90Brandenburger Tor


Gegendarstellung

Die Titelgeschichte im SPIEGEL Nr. 13/1990 vom 26.3.1990 "Es muss alles raus" enthält über mich unwahre Tatsachenbehauptungen:

1. Ein früherer Stasi-Mitarbeiter namens "Fritsch" wird mit der Behauptung zitiert, ich sei von Ende der sechziger Jahre bis zur Wende unter verschiedenen Decknamen in Greiz, Neustrelitz und zuletzt in Berlin für die Stasi als regelmäßiger inoffizieller Mitarbeiter unter drei Führungsoffizieren tätig gewesen. Dazu stelle ich fest: Ich bin zu keiner Zeit und an keinem Ort, weder mit noch ohne Decknamen, als Mitarbeiter der Stasi tätig gewesen und habe auch nicht mit Stasi-Führungsoffizieren zusammengearbeitet.

2. Der frühere Stasi-Mitarbeiter "Fritsch" wird mit den Worten zitiert, die Stasi habe mir 500 Mark im Monat gegeben, manchmal auch mehr, den Parka habe er mir besorgt.

Hierzu stelle ich fest: Ich habe zu keiner Zeit irgendwelche Zahlungen der Stasi erhalten. Den einzigen Parka, den ich je besessen habe, hat mir eine Bekannte aus der BRD geschickt.

3. Über den Schriftsteller Reiner Kunze soll ich nach Angaben des früheren Stasi-Mitarbeiters "Fritsch" nicht nur Informationen, sondern auch Einschätzungen und Analysen geliefert haben, Kunze sei "Böhmes erster großer Fall" gewesen.

Hierzu stelle ich fest: Ich habe der Stasi keinerlei Informationen o. a. über Reiner Kunze geliefert.

4. Nach Angaben von "Fritsch" soll ich bei den Friedensfreunden in Vipperow so lange über einen Brief an Bundeskanzler Kohl und den SED-Staatsratsvorsitzenden Honecker diskutiert haben, bis der Kreis der Friedensfreunde nicht mehr beschlussfähig gewesen sei. Ferner werde ich hierzu mit der Behauptung zitiert, entgegen meinem Plädoyer für eine Veröffentlichung sei Markus Meckel dagegen gewesen.

Hierzu stelle ich fest: Der Kreis der Friedensfreunde war nach der Diskussion nicht beschlussfähig. Tatsächlich ist der Brief auch an Kohl und Honecker abgesandt worden, wie von Markus Meckel und mir gemeinsam gefordert. Eine andere Darstellung habe ich weder dem SPIEGEL noch anderen gegenüber gegeben.

Berlin, den 15.4.1990

lbrahim M. Böhme

Der Spiegel, Nr. 17, 23.04.1990, S. 32