Konrad Elmer-Herzig

verweigerte den Wehrdienst. Lernte Gärtner. Begann 1967 ür zwei Semester in Halle Biologie zu studieren. Studierte dann aber Theologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1968-73.

Dort war er Sprecher in einem studentischen Zehnerrat. Nachdem er durch eine FDJ-Gruppe ersetzt wurde, trat er aus der FDJ aus. Mitglied in der Evangelischen Studentengemeinde. Er wurde von der ESG in die Landessynode der evangelischen Kirchenprovinz Sachsen gewählt. Er sprach sich für eine Altersgrenze bei Bischöfen aus.

Kreisjugendpfarrer in Ascherleben. Er wurde 1982 promoviert. Studentenpfarrer in Berlin 1982-89. Dozent für Theologie und Philosophie am Paulinum Berlin.

1968 trampte er durch die Tschechoslowakei. Er betrieb 1983 im Auftrag der Kirchenleitung das Herausdrängen des Friedenskreises aus der ESG in Berlin mit. Da die Gefahr bestand, dass die Friedenskreismitglieder die Mehrheit in dem Mitarbeiterkreis haben, wurde die Mitarbeiterordnung außer Kraft gesetzt.

Er nahm am Olof-Palme-Friedensmarsch im September 1987 in Berlin teil. Im Februar 1989 äußerte er in einer Diskussionsrunde, an der auch SPD-Genossen aus Westberlin teilnahmen, "wir müssen eine Partei gründen". Nachdem er Ende August 1989 den Aufruf zur Bildung einer Sozialdemokratischen Partei erhalten hatte, rief er Arndt Noack an, um Unterstützung für die beabsichtigte Gründung anzubieten.

Als Manfred Stolpe im September 1989 von Konrad Elmers Interesse an der SDP-Gründung erfuhr, riet er ihm doch lieber in die Blockpartei CDU einzutreten. (1)

Auf dem Weg zur Gründungsversammlung der SDP schüttelte er seine Verfolger von der Stasi dadurch ab, dass er an eine Stelle der Havel an der sich eine Fußgängerbrücke befand fuhr. Dort lief er mit anderen über die Brücke und auf der anderen Seite der Brücke wurden sie von einem bereits wartenden Auto aufgenommen.

Mitbegründer der SDP und des Berliner Bezirksverbandes. Er entwarf das Statut der SDP und leitete die Gründungsversammlung. Nach seiner Aussage, sollte das Statut nicht nur eine Kopie des SPD-Statut sein. Mitglied des Parteivorstandes. Er setzte sich für eine basisdemokratische Parteienstruktur ein. Bei den Vereinigungsverhandlungen der beiden SPDs konnte er den Satz "Es vollzieht sich die politische Willensbildung der Partei von unten nach oben", im Statut durchsetzen.

Eine starke SDP in der DDR sollte den SPD-Genossen in der BRD unter die Arme greifen, damit sie sozialdemokratische Politik in der BRD verwirklichen könnten.

Redner auf der Demonstration in Berlin am 04.11.1989. Er hatte Ibrahim Böhme als Redner vorgeschlagen, doch der wollte nicht.

Am 09.11. erhielt er das Visum für eine Reise zum Parteitag der SPD in Frankfurt am Main.

"Deutschland und Europa – ungeteilt" lautet die 40. Königswinter Konferenz in Cambridge. Dort traf er am 29.03. mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher zusammen.

Abgeordneter in der Volkskammer. Vorsitzender im Ausschuss für Bildung und Wissenschaft.

Er plädierte für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung. (2)

Während einer Rede des Abgeordneten Wolfgang Thierse im Deutschen Bundestag am 04.10.1990 sagte er als Zwischenfrage: "Lieber Wolfgang Thierse, sollten wir in diesem Zusammenhang nicht auch den Bundeskanzler, der leider nicht mehr zuhört, darauf hinweisen, dass die SED-Herrschaft nicht nur die Menschen bei uns in ihrer freiheitlichen Entwicklung behindert und verbogen hat, sondern dass auch umgekehrt der Hass gegen eine solche Herrschaft die Züge verzerrt und, konkret, der jahrzehntelange Antikommunismus auch westdeutsche Bürger in der Weise geschädigt hat, dass sie für eine unbefangene Wahrnehmung osteuropäischer Wirklichkeit ein wenig blind wurden?" (3)

Er stimmte am 23.08.1990 für den Beitritt der DDR zur BRD nach Grundgesetz Artikel 23Artikel 23 des Grundgesetzes. Bundestagsabgeordneter 1990-94. Mitglied der Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat. Mitglied im Ausschuss für Frauen und Jugend. Er stimmte 1993 gegen die Änderung des Asylrechtsparagrafen.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag, er erzielte kein Direktmandat in Berlin und war über die Landesliste nicht abgesichert, fragte in der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reinhardt Höppner, ob er nicht dessen Rednerschreiber werden wolle. Er entschied sich dann wieder als Pfarrer tätig zu sein. 1994, Pfarrer in Potsdam. Ab 2014 Rentner.

Im Dezember 2014 unterschrieb er den Aufruf "Pegida - Nie wieda!". Er unterzeichnete die Erklärung "Christen brauchen keine Garnisonkirche!".

Einen Tag nach Gründung der SDP sagte er zu den Spitzeln der Stasi, die in verfolgten, heute gründen wir nichts, wir fahren nur zu Verwandten.

Das Buch von Hannah Arendt "Über die Revolution" hat mich überzeugt, sagte er im Mai 2014. (4)

Die Wirtschaftslobby hat es viel leichter, wenn sie nur den Parteivorsitzenden bzw. die Mehrheit der Parteivorstandsmitglieder auf ihre Seite ziehen muss, um ihre Interessen durchzusetzen, als wenn sie die Mehrheit der aktiven Parteimitglieder überzeugen müsste. Daran krankt unsere von Wirtschaftslobbyisten gesteuerte Gesellschaft. Wegen des innerparteilichen Zentralismus hat es die Wirtschaft immer noch leicht, sich durchzusetzen. Die Gewaltenteilung klappt also immer noch nicht. Das ist meine tiefe politische und auch philosophische Überzeugung. Deshalb der Rätegedanke, der natürlich den heutigen Gegebenheiten angepasst werden muss. (5)

Mitglied im Kuratorium der Deutschen Gesellschaft. Mitarbeiter in der Gruppe Energie der Lokalen Agenda 21 in Potsdam. Mitglied der IG Metall.

(1) Daniel Friedrich Sturm: Uneinig in der Einheit. Die Sozialdemokratie und die Vereinigung Deutschlands 1989/90. Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH, 2006, S. 300
(2) ebenda S. 425
(3) Stenografischer Bericht, Deutscher Bundestag, 11. Legislaturperiode, 228. Sitzung, 4.10.1990, Bd. 154, S. 18055-18058
(4) 25. Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Sachsen 7. und 8. Mai 2014
(5) ebenda

Links

Zu Konrad Elmers Rede auf der Demonstration am 04.11.1989 in Berlin

Interview mit Konrad Elmer-Herzig

zu Konrad Elmer-Herzigs Internetseite

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