Katja (Annedore) Havemann
absolvierte eine Lehre mit Abitur. Ihr Ökonomiestudium in Berlin brach sie ab. Sie arbeitet in einem Kinderheim in Berlin. Sie nahm ein Fernstudium für Heimerziehung auf. Alsbald Erzieherstudium in Hohenpriesnitz bei Leipzig. Eine Anstellung bei der Kirche gelang nicht sie arbeite vorübergehend in einer Autowerkstatt in Berlin und betrieb eine Keramikwerkstatt.
Gegen ihren Mann, Robert Havemann, wurde ein Hausarrest verhängt. Bei allen ihren Aktivitäten außerhalb des Hauses setzten sich immer stattliche "Begleitpersonen" an ihre Fersen.
1982 beteiligte sie sich bei den Frauen für den Frieden. Teilnahme im März 1983 an dem Treffen "Konkret für den Frieden". Im August 1983 nahm sie zum Gedenken an den Atombombenabwurf auf Hiroschima am 6.8.1945 an einer Fastenaktion teil.
An die Bundesversammlung der Grünen in Hamburg schickte sie 1984 solidarische Grüße aus der DDR.
Gründungsmitglied der Initiative Frieden und Menschenrechte 1986.
In einem Gespräch mit Bärbel Bohley sagte sie: "Irgendwie bin ich ratlos." Und nachdem sie auf die ČSSR 1968 und Polen heute zu sprechen kam wo die Partei gezwungen wurde quasi abzudanken: "Und hier sehen wir nicht dieses Potential von unten, und oben sind auch keine Ansätze sichtbar, gibt es keine Initiativen für Reformen und Demokratisierung. Also sind wir eigentlich angewiesen auf die Pragmatiker, die heute schon im ökonomischen Bereich oder auch im Parteiapparat sitzen. Bloß, was die auch nicht wollen, ist Demokratisierung. Sie werden höchstens ein bisschen Liberalisierung zulassen." (1)
Und über die Menschen in der DDR: "Die Ausreisewelle hat das in Gang gebracht: dass sie sich bekennen müssen." (2)
Die Gründung des Neuen Forum 1989 fand in ihrem damaligen Haus in Grünheide bei Berlin statt.
Mitglied der Basisgruppe Fürstenwalde des Neuen Forum, die sich in das "Bürgerforum Fürstenwalde e.V." umwandelten.
Im Dezember 1989 unterzeichnete sie den "Appell der 89".
Beteiligte sich an der Besetzung der Stasizentrale im September 1990.
Sie war 1991 gegen eine politische Vereinigung "Bündnis 90", eine "Quasipartei" als Verrat an der Idee der Bürgerbewegung.
Sie erklärte sich 1992 bereit, eine Woche Gefängnis anstelle Klaus Wolfram abzusitzen, der wegen der Veröffentlichung der "Stasigehaltsliste" in der Zeitung "die andere" als presserechtlicher Verantwortlicher zu 200 000 DM, ersatzweise 1 000 Tage Gefängnis verurteilt wurde.
Mitbegründerin des Bürgerbüros zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur 1994. Von der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen wird sie 1994 für die Bundesversammlung nominiert. Sie reichte einen schriftlichen Vorschlag für die Wahl von Jens Reich als Bundespräsident ein.
Erstunterzeichnerin "Gegen 'Schlussstrich', gegen Amnestie und Verjährung" im März 1995.
Sie stellte einen Antrag auf Akteneinsicht bei der CIA und NSA nach dem "Freedom of Information Act" und dem "Privacy Act" über sie gespeicherte Berichte.
Im Juni 2002 unterstützte sie den "Aufruf zur Demonstration gegen den Versuch der FDP mit antisemitischen Parolen Wahlkampf zu machen".
Am 9. Oktober 1995 erhielt sie in Leipzig das Bundesverdienstkreuz.
(1) Katja Havemann in: 40 Jahre DDR … und die Bürger melden sich zu Wort. Eine Gemeinschaftsausgabe der Büchergilde Gutenberg und des Carl Hanser Verlags 1989, S. 184
(2) ebenda S. 185