Ingrid Köppe
studierte während der Biermann Ausbürgerung Pädagogik (Russisch und Deutsch) in Güstrow. Dort verweigerte sie 1976 eine Unterschrift zur Ausbürgerung von Wolf Biermann. Brach ihr Studium ab und studierte später an der Fachschule für Bibliothekare in Leipzig. Studierte nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag Jura an der Viadrina in Frankfurt (Oder) und arbeitet heute als Rechtsanwältin in Wriezen (Brandenburg).
Beteiligte sich 1983/84 an Aktionen gegen die nukleare Aufrüstung des Warschauer Vertrages. Teilnehmerin an Protesten gegen die Fälschungen der Kommunalwahl 1989.
Vertreterin des NF am Zentralen Runden Tisch. Auf der ersten Sitzung am 07.12.1989 meint sie, Streiks werden nicht nur als ökonomisches Mittel sondern auch als politisches Mittel gebraucht.
Jens Reich schrieb am 09.12.1994 in der Wochenzeitung "Die Zeit": "Unter den ungefähr vierzig Aktivisten des Runden Tisches gibt es einige politische Figuren von großer Überzeugungskraft und Talent, Ingrid Köppe etwa oder Wolfgang Ullmann."
Mitglied des NF-Sprecherrates. Sprecherin der "linken" Fraktion im NF. Besetzerin des Stasi-Archivs 1990. Patin eines besetzten Hauses in Berlin 1990. Sprach sich 1990 gegen ein Verbot der Nationalen Alternative aus, da das Problem nur in den Untergrund gedrängt werde. Mitglied im Redaktionsbeirat der Zeitung "Die Andere".
Abgeordnete und Fraktionsvorsitzende in der Berliner Stadtverordnetenversammlung 1990.
Unterschrieb 1991 den Aufruf "Kein dritter Weltkrieg! - Wir Frauen fordern, dass die Mehrheit dieser Welt zu Wort kommt.". Rief 1991 zur Verweigerung des Kriegsdienstes in jeglicher Form auf. Sprach sich 1991 gegen die Gründung von Bündnis 90 aus und plädierte für ein eigenständiges Neues Forum. Anlässlich der Montagsdemos 1991 meinte sie: "Während die Menschen im Osten Existenzängste haben, pflegt der Kanzler seinen Bauch". Protestierte 1991 gegen die Übernahme von ehemaligen Stasi- und Polizeikräften durch den Bundesgrenzschutz.
1990-1994 Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Innenpolitische Sprecherin der Bundestagsgruppe. Forderte die Abschaffung der bundesdeutschen Geheimdienste. Dazu brachte sie am 09.02.1993 mit anderen von Bündnis 90/Die Grünen einen Gesetzesentwurf in den Bundestag ein.
Stimmte gegen die Änderung des Asylrechtsparagrafen des Grundgesetzes 1993. Mitglied im Untersuchungsausschuss zur "kommerziellen Koordinierung" (KoKo). Das von ihr vorgetragene Minderheitenvotum von Bündnis 90/Die Grünen wurde als geheim eingestuft. Im Jahre 1996 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen sie wegen Öffentlichmachung des als geheimen eingestuften Abschlussberichtes im Schalck-Untersuchungsausschuss eingestellt.
Durch ihre hartnäckige Arbeit löste sie im Bundestag bei manchen ein "Ingrid-Köppe-Trauma" aus. Sie warf der Bundesregierung vor, bereits 20 Jahre über die Machenschaften der KoKo Bescheid gewusst zu haben. Sie forderte den brandenburger Ministerpräsidenten Stolpe auf, während der Untersuchungen im Zusammenhang mit den Stasi-Vorwürfen gegen ihn, sein Amt ruhen zu lassen.
Mitunterzeichnerin einer Erklärung nach dem Treffen von Bundeskanzler Kohl mit ehemaligen DDR-Oppositionellen 1995. "Wir distanzieren uns von Leuten, die diesem Kanzler im Tausch gegen ein paar vage Versprechungen die Legitimation der DDR-Bürgerbewegung verschaffen wollen", heißt u. a. in der Erklärung.
Mitbegründerin der "SOLIDAR-Stiftung e. V." am 18.06.1990.
1995 lehnte sie das Bundesverdienstkreuz ab. Sie schrieb einen Offenen Brief an den damaligen Bundespräsidenten Herzog. Darin zeigt sie sich verwundert, dass sie durch den oberste Repräsentant des Staates ausgezeichnet werden soll und erst wenige Tage zuvor eine Durchsuchung ihrer Wohnung durch die Staatsanwaltschaft Bonn stattfand. Hintergrund der Durchsuchung war die Veröffentlichung ihres als "geheim" eingestuften Abschlussbericht im Schalck-Untersuchungsausschuss.