Rudi Karl Pahnke
lernte den Beruf des Feinmechanikers. Von 1965-70 studierte er Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. War Pfarrer in Berlin-Prenzlauer Berg von 1972-82. Dozent für Sozialpädagogen 1982-88. Ab 1988 war er Sekretär für Jugendfragen des Bundes der Evangelischen Kirche. Schrieb nach der Selbstverbrennung des Pfarrers Brüsewitz 1976 einen Brief an dessen Familie. 1992 Studienleiter an der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg.
Trat bereits als 12jähriger einer Gruppe bei, die in einer Kirche ihren Treffpunkt hatte. Er war nicht bei den Pionieren oder in der FDJ.
Unterstützte Friedens- und Menschenrechtsgruppe und den "Berliner Appell" 1982. Er war Sprecher der Berliner Friedenswerkstatt. Dozent für sozialdiakonische Jugendarbeit. Betrieb "Offene Jugendarbeit". Er hielt Seminare zur Homosexualität in der Berliner Gethsemanekirche ab.
1984 versuchte er die "Bluesmessen" zu retten. Vorsitzender der Kommission Evangelischer Jugendarbeit Berlin. Im Sommer 1984 meinte er, "viele Menschen um uns wären überzeugte Sozialisten, wenn sie es auf Grund einer eigenen Entscheidung in einem offenen, fairen und toleranten Meinungsbildungsprozess hätten werden könnten".
Im Oktober 1987 warf er Teilen der Berliner Friedensbewegung vor, sie seinen darauf aus Christen- und Bürgerschreck zu sein. (1) Pahnke seinerseits wurde von den gescholtenen ebenfalls nicht fein behandelt. Hintergrund war u.a. das Verbot der Friedenswerkstatt 1987 durch die Kirchenleitung auf Druck des Staates. Rudi Karl Panke wollte die Veranstaltung retten und war zu immer mehr Zugeständnissen bereit, was zu Kritik aus den Basisgruppen führte. (2) Im Dezember 1988 unterschrieb er eine Erklärung zum 40. Jahrestag der Verabschiedung der UNO-Menschrechte.
Im Zusammenhang mit dem versuchten Demonstrationszug am 22.06.1989 von der Pankower Kirche zur chinesischen Botschaft wurde er festgenommen. Da Pfarrer aber bald wieder freigelassen.
Im Juni 1989 nahm er an einem Kolloquium der Theologischen Studienabteilung teil. Im selben Monat protestierte er gegen die Konferenz der Kirchenleitungen, die sich gegen Demonstrationen im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen im Mai 1989 ausgesprochen hatten.
Am 05.09.1989 besuchte ihn Markus Meckel, der ihn über die Initiative zur Gründung einer Sozialdemokratischen Partei in der DDR unterrichtete.
Mitglied der Vorbereitungsgruppe zur Bildung des Demokratischen Aufbruchs (DA) im August 1989. Vorstandsmitglied des DA. Im Dezember 1989 ein Papier mit dem Titel: "Zum Verhältnis der beiden deutschen Staaten". Austritt aus dem DA nach der Wahl Schnurs und der "Rechtswendung" des DA im Dezember 1989. Mitorganisator der republikweiten Menschenkette am 03.12.1989.
In Berlin kritisierte er 1991 den Beschluss der Landeskirche seine Mitarbeiter nicht auf eine frühere Stasitätigkeit überprüfen zu lassen. (3) Im April 1992 forderte er von Manfred Stolpe eine Erklärung, warum unter "IM-Sekretär" nachzulesen sei, dass es gelungen ist ihn und Rainer Eppelmann unter Kontrolle zu stellen. (4) Im März 1994 unterschrieb er den offenen Brief "Respekt Herr Nooke". (5)
Einen Offenen Brief an Sportlerinnen, Sportler, Verbände und Sponsoren zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in China unterschrieb er im April 2008. In im heißt es: "Auch weil sich bereits zwei deutsche Diktaturen mit den Leistungen von Sportlern schmückten, ist die öffentliche Debatte zu diesem Thema notwendig und die Teilnahme an den Spielen in Peking eine Gewissensfrage".
Er unterzeichnete die Erklärung "Christen brauchen keine Garnisonkirche!". Er unterschrieb eine Gemeinsame Erklärung zu Chemnitz vom 05.09.2018
Er engagierte sich in der deutsch-israelischen Jugendarbeit.
Im Ruhestand seit 1999. Vorsitzender des "Institut Neue Impulse".
In der Sitzung der Enquete-Kommission "Aufarbeitung und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland", am 15.12.1993 sagte er: "Zur Problematik der Ausreisewilligen, Ausreiseentschlossenen, Abstimmung mit den Füßen. Das war zweifellos für die Gruppen genauso wie für die Kirchen ein Problem. Für die Gruppen war es ein Problem, weil sie von ihren Ansätzen her darangingen und bemüht waren, das Leben in der DDR selbst zu führen und zu verändern. Das war eigentlich die Hauptintention, die auch immer mit sehr vielen Problemen verbunden gewesen ist. Ich kann mich an viele Situationen erinnern, wo plötzlich bekannt wurde: Der hat ja einen Ausreiseantrag gestellt, den hat er 24 Stunden vor der Veranstaltung plötzlich genehmigt bekommen. Das war auch die Taktik des Staates, Veranstaltungen z.B. auf diese Weise zu belasten oder kaputtzumachen. Ich sage es noch einmal für diejenigen, die das nicht kennen: Stellen Sie sich vor, eine große Veranstaltung war geplant und eine Musikgruppe oder ein interessanter, wichtiger Referent oder Teilnehmer hatte einen Ausreiseantrag gestellt. Oft passierte es dann, dass der Ausreisewillige 24 Stunden vor der geplanten Veranstaltung die DDR verlassen haben musste. Das hat es mehrfach gegeben, da lassen sich eine Reihe prominenter Beispiele erwähnen. Das hat natürlich Probleme geschaffen, so dass man manchmal, auch ich selbst, sehr argwöhnisch war und fragte: Weshalb machen die jetzt mit? Um ihre Ausreise zu beschleunigen? Während wir also daran gingen, eine Sache sehr mühsam zu konstruieren und Schritte zu versuchen und ein Netz zu erstellen, waren dann Leute sehr schnell verschwunden. Das war ein Problem. Und es brauchte lange Zeit ehe man bereit war, den Weggang von Freunden zum Beispiel anders zu reflektieren und anders zu empfinden als eine Kränkung. Ich glaube, dass das für viele Gruppen auch so gilt."
(1) Neubert, Ehrhart: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Band 346, Bonn 1997, S. 371
(2) Klein, Thomas: "Frieden und Gerechtigkeit!", Die Politisierung der Unabhängigen Friedensbewegung in Ost-Berlin während der 80er Jahre, Böhlau Verlag, 2007, S. 157
(3) die tageszeitung, 22.11.1991
(4) die tageszeitung, 27.04.1992
(5) die tageszeitung, 28.03.1994