Reinhard Weißhuhn

studierte Architektur und Stadtplanung in Weimar. Nach dem Studium arbeitete er als Stadtplaner von 1973-78 in Berlin-Prenzlauer Berg. Eine Beförderung wurde mit einem Eintritt in die SED verknüpft, was er ablehnte. Er heuerte von 1979-84 bei der Bauakademie an. Von 1985-1989 arbeitet als Architekt im Baubüro des Diakonischen Werks.

War ab 1975 in oppositionellen Gruppierungen engagiert. Er knüpfte Kontakte zu oppositionellen Kreisen in Ungarn. Er übersetzte ungarische Literatur ins deutsche. Im Laufe der Zeit löste sich Reinhard Weißhuhn immer mehr von seinen ursprünglichen Sozialismusvorstellungen. Mitherausgeber und Autor in "Fußnote 3", "Grenzfall", "Ostkreuz" und "Urkunde". Unterzeichnete einen Offenen Brief von Robert Havemann an Leonid Breschnew vom 20.09.1981. Erstunterzeichner des "Berliner Appells" 1982. Unterschrieb im November 1986 das Memorandum "Das Helsinkiabkommen mit wirklichem Leben erfüllen".

Schloss sich 1987 der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) an. Pressesprecher und Vorstandsmitglied der IFM.

Im Juli 1987 verfasste er eine Eingabe an den Generalstaatsanwalt und das Ministerium des Innern der DDR, in der er sich wegen wiederholter Reisebeschränkungen ins sozialistische Ausland beschwerte.

Mitglied einer Koordinierungsgruppe, die sich nach den Verhaftungen anlässlich der Luxemburg-Liebknecht-Demo 1988 in Berlin bildete. Sein Vorschlag für ein Minimalkonsens wird auf dem Treffen "Frieden Konkret VII" in Greifswald im Februar 1989 abgelehnt. Mitherausgeber von OSTKREUZ 1989. Er wurde im Operativen Vorgang "Ableger" des MfS erfasst. Gegen ihn wurden Ausreiseverbote verhängt.

Auf dem Treffen "Konkret für den Frieden VII" im Februar 1989 in Greifswald leitete er zusammen mit Ulrike Poppe die Arbeitsgruppe "Informationspolitik und Wahrheitsanspruch". Es soll stärker gesellschaftliche Möglichkeiten, wie Wahlveranstaltungen und Uraniavorträge genutzt werden.

Eine Erklärung vom 15.04.1989 unterschrieb er, in der begründet wird, warum er an der Kommunalwahl am 07.05.1989 nicht teilnehmen werde. Von geheimer und freier Wahlen kann nicht die Rede sein. Eigene Kandidaten konnten nicht aufgestellt werden, wird neben anderem als Begründung angeführt.

Vertreter der IFM am Zentralen Runden Tisch. Dort arbeitete er im Arbeitskreis "Parteien- und Vereinigungsgesetz" mit. Vertreter der IFM am Runden Tisches des DFF (Fernsehrat). Er beteiligte sich an dem Projekt "Bürgerbewegungen".

Mitglied in der Verhandlungskommission die den Assoziationsvertrag zwischen Bündnis 90 und Die Grünen aushandelte. Mitarbeiter der Fraktion Bündnis 90/Grüne Partei in der Volkskammer. Mitarbeiter von Gerd Poppe im Bundestag.

Schrieb für Wochenzeitung "Die Andere Zeitung" Berlin. Autor in der taz.

Er sprach sich 1993 für eine "humanitäre Uno-Intervention" in Bosnien-Herzegowina aus.

Mitarbeiter am bündnisgrünen Europaprogramm 1993. Sprach sich 1997 gegen ein Bündnis mit der PDS aus. Nannte die von der SPD 1998 reklamierte führende Rolle der SDP bei der Überwindung des SED-Staates "albern".

In einem Rückblick behaupte er die IFM sei schon Jahre vor der Wende zu dem Schluss gekommen, dass Demokratie nur mit Marktwirtschaft möglich sei. (1)

Im Februar 2014 unterschrieb er einen Offenen Brief der Ermutigung von Wolf Biermann an Vitali Klitschko. Unterschrieb im Dezember 2014 eine kritische Antwort auf den Aufruf "Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!".

Im Oktober 2015 unterschrieb er einen Offenen Brief, der mit den Worten beginnt: "Sehr geehrte Frau Dr. Merkel, wir unterstützen Ihre Politik der offenen Grenzen. Wir unterstützen Ihre Flüchtlingspolitik und Ihren Einsatz um der Menschen willen. Mit größtem Respekt sehen wir Ihre feste Haltung zur Aufnahme asylsuchender Flüchtlinge bei uns in Deutschland."

Er unterschrieb eine Gemeinsame Erklärung zu Chemnitz vom 05.09.2018.

Er unterschrieb einen Offenen Brief vom 28.06.2019, indem gegen den geplanten Auftritt von Gregor Gysi am 09.10.2019 in der Peterskirche in Leipzig protestiert wird.

Er unterschrieb die Offene Erklärung vom 18.08.2019 "Nicht mit uns: Gegen den Missbrauch der Friedlichen Revolution 1989 im Wahlkampf", durch die AfD.

Eine Grußadresse an die Demonstranten in Belarus unterschrieb er im September 2020.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24.02.2022 unterschrieb er die Erklärung "Hisst die ukrainische Flagge überall!"

Im August 2024 unterschrieb er einen Brief, worin Sahra Wagenknecht und der von ihr geführten Partei, die Verbreitung von Unwahrheiten über den Ukrainekrieg und Lügen vorgeworfen wird. "Demokratische Parteien – wir denken hier insbesondere an die CDU – sollten sich genau überlegen, ob sie nach den Landtagswahlen [September 2024] mit derartigen Lügnerinnen und Lügnern koalieren oder sich von ihnen tolerieren lassen", heißt es in dem Brief.

(1) Wolfgang Templin Reinhard Weißhuhn in Eberhard Kuhrt u.a. (Hrsg.): Opposition in der DDR von den 70er Jahren bis zum Zusammenbruch der SED-Herrschaft, Am Ende des Sozialismus (3), S. 185

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