DDR 1989/90 Brandenburger Tor

Er ist geboren - der DJB

"Demokratischer Jugendbund" nach Sitzungsmarathon gegründet / Interessenvertreter gegenüber dem Staat

Von unserem Berichterstatter Frank Pawlowski

"Auf der Tagung des Runden Tisches der Jugend am 17. März 1990 wurde durch die Unterzeichnenden der 'Demokratische Jugendbund' ins Leben gerufen. Auf dieser Gründungsversammlung wurden eine vorläufige Satzung verabschiedet und ein handlungsfähiger Vorstand gewählt."

Diese Erklärung war der krönende Abschluss jener denkwürdigen Beratung am Vorabend der Wahl. Nachdem Versammlungsleiter Manfred Zinßler kurz vor 21 Uhr bei der Abstimmung zur vorläufigen Satzung Einstimmigkeit konstatierte, gab es spontanen Beifall. - Bescheidener Lohn für die Mühen eines zwölfstündigen (!) Sitzungsmarathons.

Die Art und Weise, in der der Runde Tisch dieses Pensum bewältigte, nötigt allen Respekt ab. Da gab es weder das oft gescholtene Hick-Hack in belanglosen Verfahrensfragen, noch verzettelte man sich an inhaltlichen Nebensächlichkeiten. Statt dessen ging es kompromissbereit, sorgfältig und jederzeit konstruktiv zu. Ohne die solide Vorarbeit in den Arbeitsgruppen "Hauskonzeption" und "Plattform" wäre das kaum möglich gewesen Das vorgelegte Grobkonzept für die Nutzung des Hauses der Jugend wurde nach kurzer Diskussion einstimmig bestätigt Die Arbeitsgruppe erhielt den Auftrag, gemeinsam mit künftigen Nutzern und mit Fachleuten nun für jeden einzelnen Bereich eine detaillierte Nutzung und Raumkonzeption zu erstellen.

Dann die Debatte um den dritten Entwurf einer vorläufigen Satzung des Demokratischen Jugendbundes (DJB). Auf den Namen hatte man sich relativ schnell geeinigt, wissend, dass die Diskussion um die einzelnen Paragraphen und Artikel ungleich mehr Zeit beanspruchen würde. Mit der Gründung des DJB hat der Runde Tisch gerade noch rechtzeitig einen wichtigen "Schöpfungsakt" vollzogen. Das entstandene juristische Subjekt wird künftig ein wichtiges Instrument sein, wenn es um die Interessenvertretung von Jugendlichen gegenüber Staat und Gesellschaft geht.

Im "Demokratischen Jugendbund" haben sich souveräne, republikweit tätige Jugendvertretungen freiwillig zusammengeschlossen Sie arbeiten bei Wahrung ihrer vollen Selbständigkeit zusammen. Bis zur ersten Vertreterversammlung, dem höchsten Organ des DJB, bleibt die vorläufige Satzung in Kraft. Sie wird nun in den am Runder Tisch vertretenen Jugendverbänden zur Diskussion stehen. In den geschäftsführenden Vorstand, der vorerst ehrenamtlich arbeitet, wurden Arne Pogundke, Kerstin Wirth, Frieder Bettger und als Vertreter der Geschäftsstelle Bernd Wittchow gewählt.

Junge Welt, Mo. 19.03.1990

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