Aufbau europäischer Friedensordnung nicht gefährden

Berlin. ADN/BZ

Die aktuelle Situation in der DDR und die deutsche Frage waren die wichtigsten Themen einer internationalen Pressekonferenz der SDP gestern in Berlin.

Die Partei befürchte in der DDR den Beginn von Gewalt durch Besetzung von Kasernen und Häusern der Staatssicherheit, erklärte Markus Meckel, 2. Sprecher der Partei. Die SDP rufe deshalb zu Gewaltlosigkeit auf. Sie wolle zwar auch, dass diese Machtbastionen fallen, aber dies müsste weiterhin durch eine gewaltlose Revolution geschehen, sagte er. "Wir sind auch gegen einen allgemeinen Generalstreik, weil er unsere Wirtschaft noch mehr zusammenbrechen ließe." Der SDP-Sprecher kündigte jedoch Aufrufe zu Warnstreiks an, falls den Forderungen der Partei am Runden Tisch nicht nachgekommen wird.

Zur deutschen Frage verlas Parteivorstandsmitglied Stefan Finger eine Erklärung der SDP. Darin bekennen sich die Sozialdemokraten in der DDR zur Einheit der Nation, die von beiden Staaten gestaltet werden müsse. Eine schnelle Wiedervereinigung im Sinne eines Anschlusses an die BRD würde dies allerdings gefährden.

Die Gestaltung der deutschen Einheit müsse so geschehen, dass der Aufbau einer europäischen Friedensordnung nicht gefährdet wird. Gemeinsam mit der Bundesrepublik solle die DDR auf die ehemaligen Siegermächte zugehen, um einen Friedensvertrag auszuhandeln.

Berliner Zeitung, 45. Jahrgang, Nr. 289, 08.12.1989. Die Redaktion wurde mit dem Karl-Marx-Orden, dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold und dem Orden "Banner der Arbeit" ausgezeichnet.