Hilferuf aus Dresden
Ausländische Studenten und Aspiranten der Hoch- und Fachschulen der Stadt Dresden übermittelten JW eine Erklärung, in der es heißt:
"Die Ereignisse der letzten Wochen in der Stadt Dresden erfüllen uns mehr und mehr mit Unruhe und Angst um unsere Sicherheit. So gehen Provokationen in aller Öffentlichkeit zunehmend mit Gewaltanwendung einher. Es liegt der Verdacht nahe, dass ausländerfeindliche Gruppen, insbesondere Skinheads, gezielt und organisiert gegen Ausländer vorgehen. Wir sind empört darüber, dass - wie jüngst in der neuen Mensa der TU Dresden - ein körperbehinderter Mann benutzt wurde, um Schlägereien zu initiieren.
Zunehmend verunsichert uns, dass die Sicherheitsorgane dieser Gewalt nicht gewachsen sind. DDR-Bürger, die gegen Gewalt und Ausländerhass eintreten, werden selbst bedroht."
Abschließend geben die Verbände und Unionen ausländischer Studierender in Dresden ihrer Erwartung Ausdruck, dass "konkrete Maßnahmen gegen Provokateure und Extremisten auf beiden Seiten" ergriffen werden, dass zwischen Klubs und VP eine Sicherheitspartnerschaft hergestellt wird und dass sie selbst Gelegenheit erhalten, öffentlich verschiedene Kulturen und Lebensgewohnheiten vorzustellen, um dadurch Vorurteile abzubauen. Gleichzeitig appellieren sie an die Verantwortung aller Bürger, Dresdens guten Ruf als Stadt der Wissenschaft und Kultur von Weltgeltung nicht zu zerstören.
Junge Welt, Do. 19.07.1990