Erklärung zur "deutschen Fußballeinheit"
"Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und das Präsidium des Deutschen Fußball-Verbandes (DFV) der DDR haben bei ihrer Sitzung in Frankfurt im Hinblick auf die Vereinigung beider deutscher Staaten und Verbände folgende Beschlüsse einstimmig verabschiedet:
1. Der Deutsche Fußball-Verband der DDR zieht seine Meldungen der A-Nationalmannschaft, den 'U21' (gleichzeitig Olympia-Team) und der 'U18' für die Europameisterschaft zurück.
2. Der DFV ruft in der ersten Hälfte des Jahres 1991 einen außerordentlichen Verbandstag mit dem Ziel ein, den Beitritt zum DFB herbeizuführen, um damit die Grundlage für einen gemeinsamen Spielbetrieb ab der Saison 1991/92 zu schaffen. Es ist das Ziel des DFV, als Regionalverband Nordost mit den sechs Landesverbänden Mecklenburg/Vorpommern, Brandenburg, Berlin (gesamt), Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen dem DFB beizutreten.
3. Spieler aus dem Bereich des DFV sollen bereits ab 1991 in die Auswahlmannschaften des DFB berufen werden können, um ihnen eine mögliche Teilnahme an der Europameisterschaft 1992 in Schweden und dem Olympia-Turnier in Barcelona offen zu halten.
4. Die für den 20. und 21. November terminierten, ursprünglich als EM-Qualifikation vorgesehenen Spiele zwischen den A-Nationalmannschaften und den 'U 21'-Mannschaften beider Verbände werden als Freundschaftsspiele in Leipzig und Halle ausgetragen.
5. Im Zuge des Zusammenschlusses wird Hans-Jürgen Dörner, bisher Olympia-Trainer des DFV, in den Trainerstab des DFB übernommen.
6. Die Bemühungen, in Berlin ein Turnier zwischen den beiden Meistern und den beiden Pokalsiegern aus dem Spieljahr 1990/91 durchzuführen, werden forciert.
7. Der DFV gibt die Gastgeberrolle für den Kongress des Internationalen Fußball-Cups (IFC), der im Oktober 1991 in der DDR stattfinden sollte, zurück. Neues Austragungsland ist Israel.
8. Mit Beginn der Spielzeit 1991/92 werden insgesamt acht Vereine des DFV in die erste und zweite Bundesliga aufgenommen. Der Meister und der Vize-Meister der DDR-Oberliga rücken in die Bundesliga. Sechs weitere Klubs kommen nach einer internen Ausscheidung in der DDR in die zweite Bundesliga.
In der ersten Bundesliga spielen in der Saison 1991/92 somit 20 Vereine.
Die zweite Bundesliga wird in zwei Gruppen mit jeweils zwölf Vereinen ausgespielt, wobei zunächst eine einfache Punktrunde mit Hin- und Rückspiel ausgetragen wird. Ihr folgt in beiden Gruppen eine Auf- und Abstiegsrunde, deren Modalitäten noch genau festzulegen sind.
Sobald und solange die zweite Bundesliga zweigeteilt ist, steigen aus allen Amateur-Oberligen, zu denen dann auch schon die neugebildeten in der DDR gehören, insgesamt vier Vereine auf.
Nach Abschluss der Saison 1990/91 bleibt es bei der Auf- und Abstiegsregelung innerhalb des Lizenzfußballs und im Verhältnis zu den Amateur-Oberligen, wie vom DFB-Beirat im Frühjahr 1990 beschlossen.
In den folgenden Spieljahren soll die Reduzierung der ersten und zweiten Bundesliga fortgesetzt werden. Endziel sollen, wie bereits durch den DFB-Beirat beschlossen, zwei eingleisige Ligen mit jeweils 16 Vereinen sein.
9. Der Länderpokal für Herren und Damen wird bereits in der Saison 1990/91 unter allen Landesverbänden des DFB und des DFV ausgespielt.
10. Ab der Saison 1991/92 wird ein gemeinsamer DFB-Pokal für den gesamten Bereich ausgetragen, für den ein neuer Spielplan unter der Berücksichtigung der Lizenz- und Amateur-Vertreter zu erstellen ist. Alle anstehenden Detailfragen spieltechnischer Art in allen Bereichen werden in den zuständigen Ausschüssen des DFB und des DFV behandelt Neben dem Lizenzfußball gilt dies auch für den Amateur-, Jugend- und Damenbereich. Dasselbe gilt für die Schiedsrichter und das Trainerwesen. Die Ausschussvorsitzenden des DFV nehmen ab sofort an den jeweiligen Sitzungen des DFB teil.
Frankfurt, 19. Juli 1990"
Neues Deutschland, Fr. 20.07.1990, Jahrgang 45, Ausgabe 167