Staatsvertrag geht nicht nur die Deutschen an
Offener Brief an Volkskammer und Bundestag
Wir sind in Sorge, dass durch den vorliegenden Entwurf des Staatsvertrages zwischen der DDR und der BRD Wirtschaftsstrukturen und -mechanismen festgeschrieben! werden, die in ihren internationalen Auswirkungen die Lebensrechte der Völker, vor allem der dritten Welt weiter missachten und bedrohen. Der Staatsvertrag ist kein deutsch deutsches Problem allein. Er hat in der jetzigen Form angesichts der weltweiten Interdependenzen 'bedrohliche Auswirkungen auf die ganze Welt. Wir wollen nicht, dass Sie als Abgeordnete einem Vertrag zustimmen, der im Widerspruch zu politischen Erklärungen beider deutschen Regierungen die Dringlichkeit der Lösung globaler Probleme, besonders entwicklungspolitischer Aspekte, nicht berücksichtigt.
Der Staatsvertragsentwurf enthält keine Aussagen:
- über die Überwindung der ungerechten Weltwirtschaftsordnung,
- über die Beendigung des Raubbaus an den Naturressourcen und der Umweltzerstörung in Nord und Süd,
- über ,die Beendigung des Rüstungswettlaufs und der Verbreitung von Rüstungsgütern in Nord und Süd.
Teilnehmer des 1. Berliner Eine-Welt-Tages 26. Mai 1990
(Wir bitten alle Bürger in der DDR und der BRD, die unser Anliegen unterstützen wollen, diesen Brief zu kopieren und ihn unterzeichnet an die Volkskammer bzw. den Bundestag zu senden.)
PODIUM - die Seite für BürgerInnenbewegungen, Initiativen und Minderheiten, Berliner Zeitung, Mi. 20.06.1990, Jahrgang 46, Ausgabe 141