Potsdamer gründen Bund der Antifaschisten
Persönlichkeiten der Stadt und des Bezirkes Potsdam, darunter Verfolgte des Naziregimes, Vertreter der Antifa-Jugend und der Kirchen, wenden sich mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit, in dem es heißt:
"Der Faschismus hat im Namen des deutschen Volkes fast alle Völker Europas unterjocht und verfolgt oder mit der Ausrottung bedroht. Er wurde militärisch von äußeren Kräften besiegt. Aber auch in Deutschland hatten viele Menschen unter Einsatz ihres Lebens den Nationalsozialismus bekämpft und damit den moralischen Anspruch des deutschen Volkes auf eine demokratische Erneuerung bewahrt. Diese Erneuerung wurde von aufgezwungenen stalinistischen Strukturen deformiert. Der massenhafte Protest des Volkes hat diese Strukturen überwunden und beseitigt.
Zugleich droht unserem Land die Selbstaufgabe und die Grundwerte unseres Lebens - Humanismus und Frieden, Demokratie und Solidarität - sind gefährdet, wenn wir uns nicht heute im Geiste des Antifaschismus vereinen."
Die Unterzeichner des Aufrufs "verurteilen auf das Schärfste die ungeheuerlichen Machenschaften, die auch unter Missbrauch des Antifaschismus begangen wurden und unser Volk in eine tiefe politisch-moralische Krise gestürzt haben . . . Wir stehen in der Tradition der 1953 widerrechtlich verbotenen und aufgelösten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), die sich als breite überparteiliche Organisation verstand."
In dem Appell wird zur Schaffung eines Bundes der Antifaschisten - für Frieden und Demokratie aufgerufen. Seine Ziele sollen sein: Erhaltung der DDR als antifaschistische Alternative zur BRD; Kampf dem Neofaschismus, der sich auch in unserem Land bedrohlich formiert; gegen jede Form der Fremdenfeindlichkeit und Rassendiskriminierung; entschlossenes Handeln für Abrüstung; Solidarität mit den Völkern der Dritten Welt.
Kontaktadresse: Bund der Antifaschisten - für Frieden und Demokratie, Postfach (...), Potsdam-Bornstedt, 1572.
aus: Märkische Volksstimme, Nr. 301, 22.12.1989, 44. Jahrgang, Sozialistische Tageszeitung im Bezirk Potsdam, Herausgeber: Bezirksleitung Potsdam der SED-PDS