Gegen Verödung der Kunst
Resolution von vereinigten Chören
Am 10. und 11. Dezember 1989 fand in der Deutschen Staatsoper Berlin eine Zusammenkunft von Vertretern der Theater- und Rundfunk-Chöre der DDR statt. Es wurde die Vereinigung der Theater- und Rundfunk-Chöre der DDR gegründet.
Es wurden Vorschläge entwickelt, die die Weiterarbeit und soziale Stellung der Berufschöre in der DDR betreffen. Gleichzeitig wurde nachstehende Resolution, die an den DDR-Kulturminister Dr. Dietmar Keller gerichtet ist, verfasst:
Auf Grund der falschen Kulturpolitik der vergangenen Jahre sind viele Bereiche unserer Nationalkultur dem Verfall preisgegeben worden. Unser Land braucht eine Kultur, die dem Bedarf aller Menschen gerecht wird. Dazu gehören alle kulturellen Einrichtungen, die noch vorhanden sind. Es darf keine weitere Verringerung kultureller Möglichkeiten aus ökonomischen Zwängen geben.
Wie auf der Beratung der Theater- und Rundfunk-Chöre der DDR in der Deutschen Staatsoper Berlin am 10. und 11. Dezember 1989 von verschiedenen Chorvertretern, hauptsächlich aus kleinen Theatern (z. B. Bernburg, Senftenberg, Zeitz), informiert wurde, gibt es offensichtlich Beschlüsse des alten Kulturministeriums, die darauf hinauslaufen, die Musik-Theater-Ensembles verschiedener Theater aufzulösen bzw. diese Theater ganz zu schließen. Solche einschneidenden Maßnahmen können nur dann auf der Tagesordnung stehen, wenn sie im jeweiligen Territorium mit allen Beteiligten gründlich geprüft und beraten worden sind.
Wir protestieren auf das entschiedenste gegen eine weitere Verödung der Theaterkunst unseres Landes über die Köpfe der Betroffenen hinweg!
Wir fordern die sofortige Aussetzung aller Beschlüsse, die diesen Prozess weiterführen oder gar beschleunigen!
Wir fordern den Minister für Kultur auf, umgehend den Sachverhalt öffentlich zu machen und bis zur Entscheidung im jeweiligen Territorium keine weiteren diesbezüglichen Maßnahmen zu schaffen.
Über die weiteren Festlegungen und Forderungen der Chorvertreter der Rundfunk- und Theater-Chöre werden wir Sie nächstens unterrichten.
aus: Neue Zeit, Jahrgang 45, Ausgabe 301, 22.12.1989, Tageszeitung der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands