Protestresolution von Mitgliedern der Verbandes Bildender Künstler des Bezirks Berlin
Augenzeugenberichte von Kollegen und eigene Erlebnisse haben bei uns Schrecken und Empörung ausgelöst über die Wahllosigkeit und unverhohlene Brutalität, mit der Polizei und Sicherheitskräfte während und nach den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR gegen unterschiedlichste Teile der Bevölkerung vorgegangen sind. Dieses unerwartete Vorgehen hat in unserer Stadt unverkennbar zu einem Klima von Angst, Panik und weiterem Vertrauensverlust geführt.
Wir befürchten, dass die Folgen dieser Ereignisse uns von der dringenden Notwendigkeit zum Dialog aller gesellschaftlichen Kräfte immer weiter entfernt, was eine Eskalation der Gewalt bis hin zum Hass in unseren Straßen bedeuten würde.
Gewalttätige Maßnahmen ersetzen kein politisches Handeln. Wir rufen die verantwortlichen Politiker auf, sich sofort ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen und jegliche Gewaltanwendung gegenüber Menschen unseres Landes zu unterbinden.
Berlin, den 9.10.1989
Wir fordern eine öffentliche Untersuchung dieser Vorgänge. Wir fordern eine Stellungnahme der Minister des Inneren und des Ministers für Staatssicherheit sowie die Bestrafung der für die Brutalität Verantwortlichen.
Die Untersuchungskommission sollte unseres Erachtens folgende Zusammensetzung haben:
Vertreter von Bürgerinitiativen zur demokratischen Erneuerung, Rechtsanwälte, Vertreter des Generalstaatsanwaltes und des Bezirksgerichtes Berlin, der Bezirksbehörde der Volkspolizei und des Magistrats.
Nach Bedarf müssten weitere Institutionen hinzugezogen werden.
Die Ergebnisse der Untersuchungen müssen veröffentlicht werden.
Vorgelesen in der Gethsemanekirche