Aufruf zur Gründung eines jüdischen Kulturvereins

Zusammenarbeit mit anderen Organisationen angestrebt

Eine Gruppe jüdischer Bürger in Berlin hat vorgeschlagen, in der DDR einen jüdischen Kulturverein zu gründen. Der dem ADN übergebene Gründungsaufruf hat folgenden Wortlaut:

Der jüdische Kulturverein ist der Zusammenschluss von in der DDR lebenden Bürgern jüdischer Herkunft und ihren Angehörigen unabhängig von ihrer Weltanschauung. Er ist dem Gedenken der Millionen jüdischer Opfer verpflichtet. Der Verein richtet seine Aufmerksamkeit auf

- die Geschichte der Juden und auf die Verbreitung des Wissens über jüdische Geschichte und Kultur. Der Verein erstrebt mit seiner Tätigkeit:

- die Bewahrung des Judentums und des jüdischen Lebens,

- die Wahrnehmung der Interessen von Bürgern jüdischer Herkunft und ihrer Angehörigen,

- die Verbreitung des Wissens um jüdische Geschichte und Gegenwart in Medien, Schulen, Universitäten, Kultureinrichtungen, um das Judentum im öffentlichen Bewusstsein lebendig zu erhalten,

- die Anerkennung und Wahrung des Andenkens von Orten, an denen jüdische Menschen lebten, wirkten und starben.

Der Verein arbeitet eng mit den jüdischen Gemeinden in der DDR zusammen und unterstützt sie. Er nimmt Kontakte mit jüdischen Organisationen im Ausland insbesondere in Israel auf. Der Verein ist interessiert an der Zusammenarbeit mit allen Personen und Organisationen im In- und Ausland, die sich der Geschichte und Kultur der Juden widmen und sich gegen Antisemitismus, Rassismus und Chauvinismus aktiv einsetzen.

aus: Neues Deutschland, 13.12.1989, Jahrgang 44, Ausgabe 293