Der folgende Artikel durfte am 4.1.1990 in der "Freiheit" auf der "2. Seite" der Opposition nicht erscheinen, daraufhin verzichteten wir auf die gesamte Seite. Wir bringen nun diesen Artikel verspätet in der Hoffnung, dass Meinungszensur endgültig der Vergangenheit angehört.

"Die Flamme der Revolution zum bunten Segel der Wende . . ."!

Die "Rote Fahne" von Halle ist bunt, seit Jahreswende! Für unbestimmte Zeit hat Halle eine neue Sehenswürdigkeit, die viele Hallenser bereits am Neujahrsmorgen anzog. Die farbenfrohe Aktion in der Sivesternacht hatte das Motto: "Neue Farben braucht das Land... aber nicht nur das! 40 Jahre Feudalstalinismus waren kein Arbeitsunfall! Die alten Köpfe sind zwar abgetaucht, wenn sie aber wieder hochkommen kommen kommt's allen hoch! Wehrt Euch gegen die alten Symbole der Diktatur, aber symbolisch! Wir brauchen keine neuen, auch keine braunen! Lasst Euch nichts weismachen, macht's selber bunt! Stört ihre Friedhofsruhe ohne Gewalt, aber gewaltig!"

Silvester nach der Wende: In Halle trafen sich Hunderte Bürger an der "roten Fahne" am Hansering. Farbgefüllte Eier zerschellten am roten Beton; die Flamme der Revolution (wurde) zum bunten Segel der Wende ..." Das dominierende Rot der Arbeiterfahne wurde aufgelockert, denn: Die "Oktober"-revolution in unserem Land haben viele Menschen gemacht: es entstand ein Denkmal von allen für alle:

Zwei Tage später meldet die Aktuelle Kamera, dass in Gera, Pirna und Halle neofaschistische Schmierereien aufgetaucht sind, in unserer Stadt am Mahnmal auf dem Platz der Opfer des Faschismus; gemeint war wohl das Fahnenmonument "Die Flamme der Revolution". In der Silvesternacht wurde sie zu unserem Symbol der Revolution. Wir wehren uns gegen jegliche Gleichstellung mit neofaschistischen Aktionen.

Nachtrag: Auf Grund mehrem Anrufe bei der AK wurde die Meldung über Halle aus der Berichterstattung herausgenommen; das reicht jedoch nicht: Eins Richtigstellung muss folgen!

Demmig/Wendt,
DEMOKRATIE JETZT

aus: Reformzeitung Halle, Stimme der neuen demokratischen Bewegungen und Parteien, 1. Ausgabe, 23.01.1990, Herausgeber: Reformhaus Halle (Saale)