Gewerkschaft Kunst für starke Interessenvertretung

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Trotz der empörenden Verletzungen gewerkschaftlicher Prinzipien durch die Führung des FDGB und besonders durch seinen Vorsitzenden sind der Zentralvorstand der Gewerkschaft Kunst und sein Sekretariat nicht zurückgetreten. Sie sind an die diesen Schweinereien nicht beteiligt und verurteilen sie zutiefst. In ihrem Namen wende ich mich als neu gewählte Vorsitzende des Zentralvorstandes an Euch:

Beunruhigt über die sich zuspitzende Situation in unserem Land und die bereits beginnende Verschärfung der sozialen Lage vieler unserer Mitglieder, halten wir die Absage an gewerkschaftliche Arbeit für einen großen Fehler. Mehr denn je brauchen wir eine starke Interessenvertretung, ein kräftiges und überschaubar organisiertes demokratisches Kontrollorgan. Ausgehend von den Basisinitiativen unserer Mitglieder wollen wir an seiner Funktionsfähigkeit arbeiten. Wir beabsichtigen, noch im Januar 1990 eine Konferenz über neue Inhalte, Methoden und Strukturen zur Formierung einer neuen unabhängigen Gewerkschaft Kunst, Kultur und Medien mit stark autonomen Fachgruppen durchzuführen.

Wir bitten um Eure Vorschläge und Ideen. Dazu sollten auch das Positionspapier und das Aktionsprogramm, die der Zentralvorstand am 1. 12. 1989 als Diskussionsgrundlage verabschiedet hat, genutzt werden.

Wir wollen Euch mitteilen, dass wir uns in dieser Zeit des Übergangs als Interessenvertreter aller Mitarbeiter des Bereiches der Gewerkschaft Kunst verstehen - unabhängig davon, ob sie sich in begreiflicher Empörung über den umfassbaren Skandal von der Gewerkschaft zur Zeit getrennt haben oder nicht. Wir sind auch bereit, alle sich jetzt formierenden Interessenvertretungen - ob sie sich im Moment gewerkschaftlich verstehen oder nicht - in ihren Auseinandersetzungen zu unter stützen.

Schreibt mir oder ruft mich an!

Walfriede Schmitt

Tribüne, Fr. 29.12.1989

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