Vertretung in gleicher Weise

Gespräch mit GdED-Chef Rudi Schäfer

• Was bietet die Gewähr, dass die Interessen der ehemaligen GdE-Mitglieder in der GdED voll vertreten werden?

Sie sind in unseren Gremien voll repräsentiert. Mein Ziel ist, beide Bereiche so zusammenzuführen, dass auf unserem ordentlichen Kongress 1992 nicht mehr zwischen Ost und West unterschieden werden kann. Die Interessen werden bei der Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn in gleicher Weise wahrgenommen.

• 58 hauptamtliche GdE-Funktionäre wurden übernommen, ist das nicht etwas wenig im Verhältnis zur GdED mit 350?

Das meint man vielleicht nur auf den ersten Blick. Aber das sind Leute, die hauptsächlich vor Ort arbeiten, die Zentrale wird nur unwesentlich aufgestockt. Die Arbeit ist zu bewältigen, da ja die Grundausstattung vorhanden ist.

• Die Gefahr, dass, bezogen auf Ost und West, Eisenbahner 1. und 2. Klasse entstehen, ist groß. Was unternehmen Sie dagegen?

Ich stimme Ihnen in dieser Angelegenheit zu. Wir haben deshalb Verhandlungen geführt. Der erste Erfolg war eine Teuerungszulage von 300 DM für jeden Eisenbahner monatlich. In der unsererseits jetzt dem Vorstand der Deutschen Reichsbahn unterbreiteten Verhandlungsaufforderung geht es darum, den Lohntarifvertrag und den Angestelltentarifvertrag der Bundesbahn zu übernehmen, mit einem zunächst quantitativen Niveau von 50 bis 60 Prozent. Wir müssen dafür sorgen, dass die Einkommenspolitik so betrieben wird, dass möglichst in schnellen Schritten eine Anpassung an unseren Lebensstandard erfolgt.

Mit einer einheitlichen Unternehmensleitung könnten natürlich viele Probleme einfacher gelöst werden. Zum Beispiel der Personalüberhang bei der Reichsbahn und er Personalnotstand bei der Bundesbahn. Dann gäbe es auch nicht soviel Streit, wie Eisenbahner Ost bezahlt werden, wenn sie bei der Bundesbahn arbeiten.

• Ab 1. Januar wird Herr Dürr Chef der Bundesbahn sein. Was sollte er Ihrer Meinung nach anders machen als sein Vorgänger?

Es sollte vor allen Dingen nicht in Personaleinsparungszahlen schwelgen und den Eisenbahnern ein klares Ziel zeigen, wohin die Bahn fahren soll. Denn die Eisenbahner müssen motiviert werden.

• Mehrfach wurde die Sorge ausgesprochen, dass die Reichsbahn zu einem Experimentierfeld dafür wird, was bei der Bundesbahn nicht zu machen ist. Was steckt dahinter?

Unsere Sorge geht dahin, dass man aus der Reichsbahn Teile ausgliedert, um daraus Gesellschaften zu machen - oder sie gar ganz wegzugeben von der Bahn. Etwas, was wir bisher im Bereich der Bundesbahn bekämpft haben. Mit den Gewerkschaften wurde darüber nicht gesprochen. Auch ist die sozialverträgliche Eingliederung ungenügend definiert, zum Beispiel im Hinblick auf die Eisenbahnerrechte.

• Werden Kollegen der Deutschen Reichsbahn, die eine gleiche Tätigkeit wie Beamte der Bundesbahn aus üben, ebenfalls In diesen Stand erhoben?

Das ist noch völlig offen. Und zwar deshalb, weil die Bundesregierung noch zögert, offensichtlich im Hinblick auf den Artikel 48 der Römischen Verträge, der verbietet, dass im Verkehrsbereich viele Beamte eingesetzt werden. Bis die Entscheidungen gefallen sind, sorgen wir dafür, die von Ihnen genannten Kollegen als Angestellte zu behalten.

Tribüne, Do. 01.11.1990

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