Geld für den StuRa durch Kopfarbeit

Erfurter Modell: Potential für Unabhängigkeit nutzen

An vielen Bildungseinrichtungen des Landes formierten sich Studentenräte - basisdemokratisch von unten nach oben gewählt, als studentische Interessenvertretung gedacht. Wie das an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt läuft, erfuhren wir von Erhard Zellmer.

Was unterscheidet euren StuRa von anderen?

Er besteht aus drei Fraktionen: Die erste und größte, in der sich die Sektions- und Matrikelsprecher befinden, vertritt die fachlichen Interessen der Studenten. Alle politischen Interessengruppen, Jugendverbände können durch Sprecher in der zweiten Fraktion vertreten sein. Die dritte nimmt fachlich und politisch übergreifende Interessen wahr, etwa Umwelt oder Demokratie, Sport oder Kultur. Das Studentenbüro koordiniert zwischen den Fraktionen und den Beratungen der StuRas.

Wie steht die Hochschulleitung zu euch?

Unsere Tätigkeit wird von Beginn an akzeptiert. Die Leitung weiß, woher und wozu von uns Widerspruch angemeldet wird.

Gibt es einen weiteren Unterschied ?

Ja, wir meinen, der StuRa muss wirklich in finanzieller Hinsicht und von der staatlichen Leitung unabhängig arbeiten. Das versuchen wir mit dem intellektuellen Potential der Studenten, zum Beispiel ihrem fachlichen Leistungsvermögen. Dolmetscher- und Übersetzertätigkeit ist beispielsweise eine Idee. Bislang nehmen wir natürlich auch den Studentenfonds der Hochschule in Anspruch. Wir sind auf dem Wege.
(Notiert von Ralf Thürsam)

Junge Welt, Sa. 17.03.1990