Marx bleibt MJV-Mitglied

Jugendeinrichtungen retten - zur Not durch Besetzungen!

Die marxistische Jugendvereinigung "Junge Linke" hatte Ende April ihren ersten ordentlichen Kongress. Junge Welt sprach darüber mit Arne P(...) (29), Mitglied des Zentralen Koordinierungskomitees.

Karl Marx soll aus "seiner" Stadt verschwinden - habt ihr den ollen nun auch aus euerm Programm verbannt?

Das stand in den meisten Zeitungen ziemlich entstellend - dank ADN. Wir haben auf dem Kongress nach einer weitergehenderen Formulierung gesucht - hinter dem Begriff "Marxismus" sehen viele leider nur ein festes Regelsystem. Wir haben uns also nicht von Marx abgewandt, sondern lediglich von einer zu eng ausdeutbaren Formulierung. Unseren Namen haben wir ja schließlich nicht geändert.

Programm und Statut sind das eine - wo bleiben die MJV-Aktionen?

Es ist schwer, den Mittelweg zwischen blinden, Aktionismus und übermäßigem Theoretisieren zu finden. Sehen wir uns doch bloß mal unseren Kongress an: Von den 38 Stunden, die er dauerte, haben wir uns allenfalls fünf Stunden mit der inhaltlichen Vorbereitung von Aktionen beschäftigt.

Welche habt ihr jetzt vorbereitet?

Wir wollen Jugendeinrichtungen vor der Übernahme durch Geschäftsleute retten, zur Not mit Besetzungen. Der MJV wird Aktionen für die totale Entmilitarisierung starten - die Wehrpflicht muss weg! Gegen den Weg durch die kalte Küche unter der Fuchtel des vielgepriesenen Grundgesetzes haben und machen wir auch was. Der Verfassungsentwurf des Runden Tisches erscheint uns einfach vernünftiger.

Es war von Fusionsplänen zu hören. Was ist dran?

Wir werden uns auch künftig keine Potente Mutterpartei suchen, sondern unabhängig bleiben. Ein Zusammengehen mit linken Jugendorganisationen wie USJV und RAJV wollen wir allerdings anstreben. Schließlich sind sich die Konservativen gegen uns Linke ziemlich einig.

Interview: Andreas Kurtz

Junge Welt, Di. 08.05.1990

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