TREUHANDANSTALT Berlin, den 2.10.1990
- Pressestelle -
PRESSEMITTEILUNG
Stilllegung bei Pentacon
Die Treuhandanstalt hat in den letzten drei Monaten mit Blick auf das Unternehmen Pentacon in Dresden intensiv die Chancen deutscher Kameraproduktion auf dem Weltmarktb geprüft. Als Ergebnis umfangreicher Marktanalysen und Recherchen muss akzeptiert werden, dass gegen eine überwältigende Konkurrenz aus Ostasien auch in längerer Zeit und bei Einsatz erheblicher Mittel eine Wettbewerbsfähigkeit nicht erreicht werden kann. Pentacon hat schon seit mehreren Jahren mit technologischen und kostenmäßigen Problemen zu kämpfen. Unter Marktbedingungen können die Kameras von Pentacon nicht kostendeckend hergestellt und mit Erfolg vermarktet werden. Die Erlöse decken bei weitem nicht die Herstellungskosten.
Eine Arbeitsgruppe, der Vertreter der Belegschaft, der Arbeitsverwaltung, der künftigen Landesregierung sowie der bei Pentacon eingeschaltete Unternehmensberater angehörten, hat die Lage geprüft Dabei ergab sich, dass selbst ein Arbeitsplatzabbau von 3- bis 4 000 Beschäftigten die Kostensituation einer eigenständigen Kameraproduktion in Dresden
nicht so positiv, beeinflussen könnte, dass Pentacon überlebensfähig wäre. Auch der Vorschlag, mit einer Kernbelegschaft von ca. 1 000 Beschäftigten mit einem Zeitraum von 1 bis 1 1/2 Jahren eine völlig neue Kamera mittlerer Preisklasse zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, konnte nicht aufgegriffen werden, weil die Marktchancen äußerst niedrig, die Risiken und Kosten dagegen unverhältnismäßig hoch eingeschätzt wurden.
Die Treuhandanstalt hat heute die Geschäftsführung von Pentacon veranlasst, die Einstellung der Kameraproduktion einzuleiten, Stilllegungspläne auszuarbeiten und die notwendigen Stilllegungsmaßnahmen sozialverträglich zu treffen.
Die Geschäftsführung von Pentacon soll ferner Vorschläge erarbeiten ob und wie ein Kern des vorhandenen technologischen und personellen Potentials anderweitig industriell genutzt werden kann.
Dresden (lsc) In die Freude vieler Dresdner über die deutsche Vereinigung mischt sich im Elbtal auch tausendfache Enttäuschung. Mit dem dritten Oktober steht fest: Der traditionelle deutsche Kameraproduzent Pentacon in Dresden stirbt! Gegenüber einer überwältigenden Konkurrenz, so hieß es in der Begründung der Treuhandstelle, könne die Pentacon GmbH keine Wettbewerbsfähigkeit erreichen. Auch dem Projekt, die ursprünglich 5 600 Mann starke Belegschaft um drei- bis viertausend Beschäftigte zu reduzieren und eine neue Kamera in knapp einem Jahr auf den Markt zu bringen, wurde von der Treuhand keine Chance eingeräumt. Bis zum Jahresende geht es nun darum, bei auslaufender Produktion die Stilllegung sozial verträglich zu gestalten. "Auf der jetzt in Köln stattfindenden photokina-Fachmesse zeigt der Betrieb zwar noch einige Muster der fürs nächste Jahr konzipierten Kamera", sagte Pentacon-Geschäftsführer Dr. Gunter Schulzki, "aber erhoffte Verträge werden wir keine mehr abschließen können".
(Neue Zeit, Fr. 05.10.1990)
noa. Berlin. Der Einstellung der Kameraproduktion von Pentacon in Dresden durch die Treuhandanstalt hat die absehbare Ergebnislosigkeit einer deutschen Kameraproduktion zugrunde gelegen. Als Ergebnis umfangreicher Marktanalysen und Recherchen müsse akzeptiert werden, "dass gegen eine überwältigende Konkurrenz aus Ostasien auch in längerer Zeit und bei Einsatz erheblicher Mittel eine Wettbewerbsfähigkeit nicht erreicht werden" könne, teilte die Anstalt mit.
Pentacon habe schon seit Jahren mit technologischen Schwierigkeiten und Kostenproblemen zu kämpfen. Unter Marktbedingungen könnten Kameras von Pentacon nicht kostendeckend hergestellt und mit Erfolg vermarktet werden. Die Erlöse deckten bei weitem nicht die Herstellungskosten, teilte die Anstalt mit.
Eine Arbeitsgruppe, der Vertreter der Belegschaft, der Arbeitsverwaltung, der künftigen Landesregierung sowie die eingeschalteten Unternehmensberatung angehörten, hatte die Lage geprüft. Dabei ergab sich, dass selbst eine Verringerung von 3 000 bis 4 000 Beschäftigten die Kostensituation in Dresden nicht positiv beeinflussen könnte, so dass das Unternehmen überlebensfähig wäre. Auch der Vorschlag, mit einer Kernbelegschaft von etwa 1 000 Mitarbeitern in einem Zeitraum von bis zu eineinhalb Jahren eine völlig neue Kamera mittlerer Preisklasse zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, konnte wegen zu geringer Marktchancen und hoher Kosten und Risiken nicht aufgegriffen werden.
Ein Sprecher der Treuhandanstalt legte Wert auf die Feststellung, dies sei kein Konkurs, sondern nur eine Produktionsstilllegung. Der Unternehmensleitung obliege es, eine neue feinmechanische Produktion aufzubauen. Bis dahin werden aber in Dresden weiter Fotoapparate gebaut. Denn in den Lagern befinden sich noch Vorräte für gut 10 000 Kameras, die noch produziert werden sollen. Schätzungen gehen davon aus, dass von den zur Zeit mehr als 4 000 Mitarbeitern etwa 3 000 in Zukunft nicht mehr beschäftigt werden können.
(Neue Zeit, Sa. 06.10.1990)
1989 wurden 290 000 Kameras gefertigt, davon 225 000 auf dem Weltmarkt verkauft. Penracon war in Europa der größte Hersteller von Spiegelreflexkameras. Zum Zeitpunkt der Entscheidung arbeiten bereits 80 % der Belegschaft kurz. Pentacon ist die erste Entscheidung der Treuhandanstalt zur Schließung eines Betriebes.
Ein Teil des Kamerawerkes wurde im März 1991 an einen westdeutschen Fotounternehmer verkauft. 150 Arbeitsplätze blieben übrig.
Ende November wird ein "Qualifizierungszentrum - Pentacon" vorgestellt.
Am 29. Juni 1990 wurde die Pentacon GmbH Dresden aus dem Kombinat Carl Zeiss Jena ausgegliedert.