DDR 1989/90Brandenburger Tor

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13.12. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag wird in der französischen nationalversammlung ratifiziert

15.12. Auf den Frequenzen von DFF 1 sendet nun ARD und ZDF

15.12. In den Deutschen Sportbund werden die Landesverbände Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aufgenommen

15.12. Der Jugendherbergs-Hauptverbandes löst sich zum 31.12.1990 auf

22.12. Der Aufenthalts- und Abzugsvertrag der sowjetischen Streitkräfte aus der BRD sowie der Überleitungsvertrag tritt in Kraft


Mi. 5. Dezember 1990


Nun ist es definitiv: Bis 21. März werden täglich 150 Trabant im Einschichtbetrieb der Sachsenring GmbH Zwickau für Polen produziert. Ebenso sicher scheint, dass 1991 die Trabant-Produktion in Zwickau ausläuft.

Das waren die Stationen

1955 entstand mit dem P 70 das erste Fahrzeug mit einer duroplastbeplankten Karosserie (Duroplast ist eine Mischung aus Baumwolle und Phenolharz). Diese Lösung machte sich damals aufgrund des Mangels von Tiefziehblechen erforderlich. Das Material findet auch beim heutigen Trabant noch Verwendung. 1957 ging der P 50 in Serie. Er hatte einen Zweizylinder-Zweitakt- Ottomotor mit 550 Kubikzentimeter Hubraum, 18 PS. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 90 Kilometer pro Stunde.

1959 erfolgte eine Leistungssteigerung auf 20 PS. 1962 wurde das Fahrzeug zum P 60 mit einem 660-Kubikzentimeter-Motor und 23 PS weiterentwickelt, und es erhielt ein synchronisiertes Getriebe. 1964 bekam der Trabant seine heutige Form und die Bezeichnung Trabant 601. 1969 wurde die Motorleistung noch einmal gesteigert, auf 26 PS. Es folgte eine Vielzahl von Detailverbesserungen, die den Motor, die elektrische Anlage, das Fahrwerk, die Innenausstattung und anderes betrafen: Eine grundsätzliche Erneuerung gab es jedoch nicht mehr. Am 25. Juli 1990 wurde der letzte Trabant mit Zweitaktmotor gefertigt. Insgesamt bauten die Zwickauer etwas mehr als drei Millionen Kleinwagen.

Im Sommer dieses Jahres begann die Fertigung des Viertakters. Gleichzeitig liefen im Werk Zwickau Mosel die ersten VW-Polo vom Band. Der Trabant 1.1 besitzt einen Vierzylinder-Viertakt-Ottomotor auf der Basis einer VW-Lizenz, ein neues Getriebe mit Knüppelschaltung, Schraubenfedern, eine neu entwickelte Vorderachse mit McPershon-Aufhängung und Scheibenbremsen. Er verfügt über erheblich bessere Fahrleistungen als sein Vorgänger.

Mit diesem neuen Pkw wollten die Zwickauer Automobilbauer die Übergangsphase bis zur Aufnahme der Produktion eines völlig neuen Modells schließen, das in Zusammenarbeit mit der Volkswagen AG entstehen soll.

Wunsch der Fahrzeugbauer ist es, die Trabi-Produktion möglichst bis Mitte nächsten Jahres durch weitere kleinere Aufträge für Ostländer auszudehnen. Ab 11. Dezember soll nun erst einmal serienmäßig ein ungeregelter Drei-Wege-Katalysator montiert werden. Die Festlegung des genauen Datums über das endgültige "Aus" der Trabant-Legende behält sich die Treuhand vor. Die ursprünglichen Autobauer-Pläne, den Plaste-Viertakter bis 1993 bauen zu wollen, sind passé. Der Treuhandanstalt ist bis zum 6. Dezember 1990 eine akzeptable Sanierungsvorlage zuzuarbeiten.

Nach Aussage von Dr. Uwe Leidenroth, einem der Geschäftsführer der Sachsenring GmbH, wird sich diese Vorlage auf drei Säulen stützen müssen: Auf die Realisierung der VW-Produktion in Mosel, auf die Herstellung dafür notwendiger Baugruppen, wie zum Beispiel Sitze oder Auspuffanlagen,sowie auf eigene kleinere und mittlere Betriebe als GmbH.

Arbeit für 5 000

In Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat wird nach sozial verträglichen Regelungen gesucht. Bei derzeit 9 000 Beschäftigten bieten die aufgezeigten Varianten maximal für 5 000 Werktätige Arbeit. Für 2 100 existieren Qualifizierungsangebote. Dr. Leidenroth: "Die Mehrheit der in der Produktion Tätigen braucht weniger um den Arbeitsplatz zu bangen.

Wesentlich komplizierter sieht es in der Verwaltung und den Hilfsabteilungen aus." Dazu der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Thomas Hager: "Hier wird ein radikaler Abbau erfolgen müssen. Es wird zu kurzzeitiger Arbeitslosigkeit kommen, ehe es im VW-Werk wieder Arbeit gibt. Das aber wollen unsere Leute endlich ganz genau wissen. Die Geschäftsleitung muss Farbe bekennen." Als Ergebnis vorangegangener Belegschaftsforderungen wird ein Großteil der leitenden Stellen im Sachsenwerk neu ausgeschrieben.
Anita Eichhorn
(Tribüne, Mi. 05.12.1990)

6 000 Mitglieder soll das Neuen Forum haben.

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